Direkt zum Inhalt

Chirurgisches Pflaster: Tannin-Kleber stoppt Blutungen

Auf feuchten Oberflächen halten auch chirurgische Spezialpflaster nur bedingt gut. Ein neu entwickeltes Pflaster soll nun Abhilfe schaffen: dank einer Substanz aus Rotwein.
Ein chirurgisches Team operiert einen Patienten

Auf blutigen oder schleimigen Oberflächen, wie man sie typischerweise im Innern des Körpers antrifft, lässt sich nur schwer ein Klebepflaster anbringen. Und während in der Industrie fortwährend an der Entwicklung neuer Klebstoffe geforscht wird, fehle es in der Medizin an entsprechenden Innovationen, meinen Wissenschaftler um Haeshin Lee vom südkoreanischen Forschungszentrum KAIST.

Ein neu entwickeltes Klebepflaster auf Basis des körperverträglichen Kunststoffs Polyethylenglykol soll dies nun ändern. Es haftet etwa zweieinhalbmal so gut wie herkömmliche Haftstreifen mit Fibrinklebern, und das auch auf feuchten Oberflächen, ergab die Studie der Forscher.

Ein Anwendungsbereich wäre folglich die Blutstillung, wie die Forscher am Tiermodell demonstrierten. Dazu punktierten sie die Leber betäubter Mäuse und maßen den Blutverlust. Tiere, deren Verletzung mit Fibrinpflastern abgeklebt wurde, verloren in den ersten 30 Sekunden ungefähr 150 Milligramm Blut, bei Anwendung des neuen Pflasters lag der Wert dagegen bei deutlich unter 50 Milligramm. Das Pflaster lässt sich aber auch mit Wirkstoffen oder Markierungssubstanzen beladen und dann im Körper anbringen – die Wissenschaftler applizierten es testweise in der Speiseröhre einer Maus, um den Rückfluss von Magensäure zu erfassen.

Entscheidende Zutat bei der Herstellung des Pflasters ist Tannin. Diesen weit verbreiteten Pflanzenbestandteil kennt man vor allem aus Rotweinen, denen er herben Geschmack verleiht. In Kombination mit Polyethylenglykol stärkt es die Haftkraft des Pflasters, das die Wissenschaftler nach beiden Zutaten auf den Namen "TAPE" tauften.

Die Herstellung von TAPE beschreiben Lee und Kollegen als denkbar einfach: Beide Substanzen würden in Wasser aufgelöst und dann zusammengerührt, woraufhin das klebrige Endprodukt ausfällt. Ohne größere Schwierigkeiten ließen sich mehrere Liter davon herstellen. Im Körper zerfällt das TAPE-Pflaster, das sich wie eine papierne Haftnotiz immer wieder ablösen und neu auftragen lässt, innerhalb von Tagen.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.