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Nationalpark Stilfserjoch: Tausende Dinosaurierspuren an Felswänden in Norditalien entdeckt

210 Millionen Jahre alt, auf bis zu 2800 Meter Höhe, an etwa 30 Stellen: In Norditalien wurden Tausende Dinosaurierabdrücke entdeckt. Die Spuren verraten auch, welche Spezies sie hinterlassen hat.
Felsformation mit markanten, schräg verlaufenden Schichten und Rissen. Die Oberfläche ist übersät mit Abdrücken und zeigt eine Mischung aus hellen und dunklen Gesteinsfarben, die auf geologische Prozesse hinweisen. Der Himmel ist klar und blau im Hintergrund.
Der Naturfotograf Elio Della Ferrera hat als Erster die am 16. Dezember veröffentlichten Abdrücke erblickt. Allein auf dieser Wand befinden sich 2000 Spuren.

Italienische Forscher berichten von Tausenden Dinosaurierspuren im Nationalpark Stilfserjoch in Norditalien. »Es ist ein regelrechtes Dinosauriertal, das sich über Kilometer erstreckt. Der größte Fundort in den Alpen und einer der reichsten weltweit«, sagt der Paläontologe Cristiano Dal Sasso vom Naturkundemuseum in Mailand laut der Presseagentur ANSA.

Im September 2025 hatte der Naturfotograf Elio Della Ferrera die fossilen Abdrücke ausfindig gemacht. Die Spuren befinden sich auf nahezu senkrechten Felswänden in Höhen zwischen 2400 und 2800 Metern. Bislang kennen Fachleute etwa 30 Stellen in einem Bereich der Gipfelgruppe Plator/Doscopa, der sich über fast fünf Kilometer erstreckt. Die Abdrücke stammen laut den Forschern aus einer Zeit von vor ungefähr 210 Millionen Jahren, wie die Stadt Mailand und das dortige Naturkundemuseum mitteilen.

Welche Dinosaurier die Spuren hinterlassen hatten

Die Dinosaurierspuren sind teilweise bis zu 40 Zentimeter breit, außerdem seien deutlich Krallenabdrücke zu erkennen. Demnach könnten Exemplare der Prosauropoda die Spuren hinterlassen haben. Die Pflanzenfresser mit langem Hals und kleinem Kopf waren an dieser Stelle allem Anschein nach in größeren Herden unterwegs.

Prosauropoda besaßen spitze Krallen an allen vier Gliedmaßen und bewegten sich überwiegend auf zwei Beinen fort. Arten wie Plateosaurus engelhardti erreichten eine Länge von ungefähr zehn Metern. Aus der Schweiz und in Deutschland seien zahlreiche Fossilien solcher Plateosaurier bekannt, was die Annahme stütze, dass Herden derartiger Dinosaurier während der Trias auch im Gebiet des heutigen Nationalparks Stilfserjoch dahinstapften.

An der Wand | Bei der Entstehung der Alpen wurden die ehemals ebenen Schichten, die mit den Spuren bedeckt sind, aufgeworfen. Daher verlaufen sie heute als senkrechte Wände.

Der genaue Fundort liegt im Valle di Fraele in der Nähe von Bormio – einem der Gebiete, in denen im Februar die olympischen Wettbewerbe der Winterspiele Mailand-Cortina 2026 stattfinden sollen. Vor 210 Millionen Jahren lag das Gebiet in einer Ebene, die von den warmen Gewässern des Tethysmeers umspült wurde. Die Forscher gehen davon aus, dass die Abdrücke entstanden, als der Boden noch weich und schlammig war. Die einstigen Sedimente haben sich dann im Lauf von Millionen Jahren in Gestein verwandelt.

»Es ist ein gewaltiges wissenschaftliches Erbe, dessen Erforschung Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird«, sagt Dal Sasso laut der Pressemitteilung. Dies liege daran, dass die Spuren an einem schwer erreichbaren Ort gefunden worden seien. Teilweise sei die Untersuchung nur mit Drohnen möglich. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Abdrücke an fast senkrechten Wänden befinden. Dies ist nicht die ursprüngliche ebene Position, sondern eine Folge geologischer Verformungen, während sich die Alpen auffalteten. (dpa/kas)

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