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News: Tempel auf Tempel

Im Verlauf von Ausgrabungen am Tell Ibrahim Awad im östlichen Nildelta entdeckten holländische Archäologen einen großen Tempel aus dem Mittleren Königreich. Unter dem Gebäude, das ungefähr aus dem Jahre 2000 vor Christus stammt, befanden sich Spuren von fünf früheren Heiligtümern. Das älteste von ihnen datiert in etwa aus dem Jahre 3100 vor Christi Geburt und ist somit vermutlich der älteste bekannte ägyptische Tempel.
Der unterste der fünf Tempel am Tell Ibrahim Awad ist zumindest genauso alt wie der kürzlich entdeckte Hierakonpolis-Tempel. Erst der Einsatz von leistungsfähigen Grundwasserpumpen machte es möglich, diese interessanten Überreste zu erreichen. Der Grundriss ist mit keinem bisher in Ägypten bekannten vergleichbar. Außerdem ist die Fundstätte insofern einzigartig, als dass hier eine Reihe von Heiligstätten auf der selben Stelle errichtet wurden. Die Archäologen sind sich noch uneinig darüber, welche Gottheiten in den Gemäuern verehrt wurden.

Im drittältesten Tempel fanden sie an die Tausend "wegwerfbare rituelle Utensilien", darunter kleine Pavianstatuen und Tongefäße. Gemäß den damaligen Gebräuchen durfte man Gegenstände, die in religiösen Zeremonien verwendet wurden, nicht entweihen, sondern musste sie innerhalb der Tempelmauern aufbewahren. Bisher fanden die Archäologen bei der Analyse der Fundstücke noch keine Inschriften, die stichhaltige Hinweise darüber liefern könnten, wie die religiösen Riten dieser Zeit ausgesehen haben könnten.

Die Forscher entdeckten entlang des Tempels eine Beerdigungsstätte, die etwa 50 kleine Gräber aus verschiedene Perioden umfasst. Die Untersuchungen eines großen Grabes aus der Ersten Dynastie (in etwa 3000 v.Chr.) förderten eine ganze Reihe von Fundstücken wie Tonwaren sowie Stein- und Bronzegefäßen zu Tage.

Die Archäologen unter der Schirmherrschaft der Netherlands Foundation for Archaeological Research in Egypt wählten vor zehn Jahren dieses Gebiet als Ausgrabungsort auf Grund von sichtbaren Mauerresten und Tonscherben aus. Anwachsende Bevölkerungszahlen im Nildelta erschweren indes archäologische Untersuchungen in der Region. Da nur fünf Prozent Ägyptens bewohnbar sind, konkurrieren Ausgrabungen mit Landwirtschaft und der Ausbreitung von Infrastruktur und Städten.

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