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Temperatursprung: Der Frühling ist da!

Nachdem der Februar 2025 zuletzt zwar sonnig, aber eisig kalt war, ist nun schlagartig T-Shirt-Wetter. Die Luft erwärmt sich mancherorts fast über Nacht um mehr als 25 Grad Celsius.
Eine graue Katze läuft durch ein Feld voller blühender lila Krokusse an einem sonnigen Tag. Im Hintergrund sind Bäume mit kahlen Ästen zu sehen, die auf den Frühling hindeuten. Die Szene vermittelt ein Gefühl von Ruhe und Naturverbundenheit.
Selbst verwöhnte Stubentiger können ab heute ihre Samtpfoten in den Garten setzen: Bis zu 20 Grad warm kann es am Wochenende werden.

Nachdem sich der Februar 2025 über Wochen von seiner kalten, nebligen und dunklen Seite gezeigt hat, wird sich das Wetter nun schlagartig ändern. Erstmals in diesem Jahr drängt der Vorfrühling ins Land und vertreibt die eisige Arktisluft aus Mitteleuropa. Vom 19. auf den 20. Februar bricht praktisch über Nacht eine neue Jahreszeit an; es weht frühlingshafte Subtropenluft heran und die Tage des Hochwinters sind vorerst gezählt. Die Temperatur wechselt mal eben ihr Vorzeichen: Aus zweistelligen Minusgraden werden zweistellige Plusgrade, zum Wochenende sind in Föhngebieten sogar bis zu 20 Grad Celsius möglich.

Der Temperatursprung hat es in sich: Die Meteorologin Sonja Stöckle vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach spricht von einem außergewöhnlichen Ereignis. Die Luft erwärmt sich innerhalb kurzer Zeit um 25, mancherorts sogar um annähernd 30 Grad Celsius. Zwei Tage dauert es nur, bis der Februar vom tiefsten Winter auf Frühling umschaltet. Auf strenge Fröste folgt erstmals T-Shirt-Wetter. »Die warme Witterung hält das ganze Wochenende an«, sagt Stöckle.

Wie markant der Luftmassenwechsel ausgeprägt ist, zeige sich an der Nullgradgrenze, sagt die Wetterexpertin. Bis zum 19. Februar lag sie im Osten des Landes noch in Bodennähe, nur drei Tage später erreicht sie bereits eine Höhe von mehr als 3000 Metern. Die Warmluft setzt sich mehrheitlich auch in der Osthälfte durch, allerdings kann im Übergangsbereich zwischen kalter und warmer Luft gefährlicher Eisregen fallen. Grund für den Frühlingsvorstoß ist subtropische Warmluft, die sich von der Iberischen Halbinsel auf große Teile Europas ausbreitet und sogar in Skandinavien den Winter jäh beendet. Dort ist es am Wochenende bis zu 15 Grad Celsius wärmer als zu dieser Jahreszeit üblich, mit Föhn könnte es an den Nordrändern der Alpen deutliche Plusgrade geben. Als Ausgleichsbewegung wird die eisige Arktisluft nach Südosteuropa abgedrängt, entsprechend drohen in Griechenland und der Türkei sowie ums Schwarze Meer zum Wochenende heftige Schneefälle und grimmige Kälte.

Warmluft bringt Wachstumsschub

Mit dem ersten Frühlingshauch wird auch die Natur erwachen. Die lange Zeit der Vegetationsruhe ist vorbei. »Die Wärme gibt einen richtigen Schub für die Pflanzenentwicklung«, sagt Agrarmeteorologe Andreas Brömser vom DWD. Phänologisch habe der Vorfrühling bereits begonnen, teilt er mit. Fest macht er diesen Befund an der Hasel, die als Zeigerpflanze gilt. Blüht sie, ist die Natur in das Stadium des Vorfrühlings übergegangen. Derzeit meldeten zwei Drittel der Referenzorte in Deutschland den Blühbeginn der Hasel, sagt er.

Einen großen Wachstumsimpuls dürfte der Schwall Frühlingsluft auch für Erlen, Schneeglöckchen und Krokusse bedeuten, sagt Brömser. Zudem werden Huflattich und Salweide zu blühen beginnen. Bislang war der Fortschritt der Vegetationsentwicklung unauffällig, er lag im langjährigen Mittel. Der Temperatursprung werde nun zu einem Vorrücken der Knospenbildung von einigen Tagen führen, ist er überzeugt.

Das Wochenende vom 22. und 23. Februar ist der ideale – und teils letztmögliche – Zeitpunkt, um Vorbereitungen im Garten für den kommenden Frühling zu treffen. Andreas Brömser rät allerdings zu Zurückhaltung bei neuen Blumen, nur die Frostharten dürfen jetzt schon ins Beet. Alle temperaturempfindlichen Pflanzen sollten weiter drinnen bleiben, sensible Bäume und Sträucher sollten allerdings von Frostfolien befreit werden, sonst drohen Pilzerkrankungen unter der Folie und ein zu schnelles Wachstum.

Dafür ist jetzt ein guter Zeitpunkt, Bäume und Hecken umfassend zu schneiden, bevor die Natur voll durchstartet. Vom 1. März an ist es verboten, zu stark Hand an Gehölze anzulegen oder sie gar ganz zu beseitigen. Dann nämlich beginnt die gesetzlich vorgeschriebene Vogelschutzzeit. Das Verbot dient dem Schutz von Singvögeln wie Amseln und Meisen, die jetzt eifrig ihre Nester bauen. Bis zum 30. September sind nur noch vorsichtige Form- und Pflegeschnitte erlaubt.

Die Wettermodelle deuten bis Ende Februar auf keinen neuerlichen Kältevorstoß hin

Aber ist der Winter jetzt wirklich vorbei? Bis Ende Februar jedenfalls deuten die Wettermodelle nicht auf einen neuerlichen Kältevorstoß hin. Allerdings könnte sich die Wetterlage von Anfang März an erneut umstellen. Das trockene und warme Frühlingswetter geht dann vorerst zu Ende, vom Atlantik rutschen Tiefdruckgebiete in die Westhälfte des Landes und bringen wohl unbeständigeres, aber weiterhin mildes Wetter. Ob und wie viel Regen fällt, ist noch unsicher.

Damit endet der Winter untypisch. Seit Ende Oktober dominierten Hochdruckgebiete über Mitteleuropa, der Winter war durch häufige Inversionswetterlagen gekennzeichnet – damit werden übereinanderliegende kalte und warme Luftmassen bezeichnet, die kaum vertikalen Austausch zulassen und wie eine Käseglocke wirken. Die letzte Temperaturumkehr war die am stärksten ausgebildete: Der Februar war dadurch vielerorts trüb und kalt, die Luftverschmutzung erreichte in vielen Teilen der Bundesrepublik gesundheitsschädliche Werte.

Winter war zu warm und zu trocken

Insgesamt liegt allerdings erneut ein milder Winter hinter uns. Mit voraussichtlich etwas mehr als zwei Grad Durchschnittstemperatur dürfte er um rund zwei Grad wärmer als im langjährigen Mittel von 1961 bis 1990 ausfallen, zudem war er wegen der vielen Hochdrucklagen wohl deutlich zu trocken. Rund 150 Liter Regen und Schnee pro Quadratmeter wurden deutschlandweit bislang erreicht, das sind etwa 30 Liter weniger als im langjährigen Schnitt. Einzig die Sonnenscheindauer liegt ungefähr im normalen Bereich, allerdings gibt es wegen der Inversion erhebliche Unterschiede zwischen Bergen und Tälern.

Danach, dass im März ein neues stabiles Hochdruckgebiet heranzieht, sieht es zunächst nicht aus, allerdings weist auch nichts auf einen erneuten Vorstoß arktischer Luftmassen hin. Sollte sich entgegen den Vorhersagen ein neues Hoch etablieren, wäre die Zeit von Hochnebel und stickiger Luft angesichts des fortgeschrittenen Jahresverlaufs aber dennoch vorbei. Die Sonne hat bereits wieder deutlich mehr Kraft. Insofern werde es mit jedem Tag wahrscheinlicher, dass sich Dunst und Nebel tagsüber auflösen, sagt DWD-Meteorologin Sonja Stöckle. Kälte und Dunkelheit sind gehören also in diesem Jahr erst mal der Vergangenheit an.

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