Direkt zum Inhalt

News: Teuer bezahlter Waffenschmuck

Nichts ist umsonst. Die Energie für ein zusätzliches Horn, mag es für die eigene Fortpflanzung auch noch so sinnvoll sein, muss ein Käfer an anderer Stelle abzweigen. Meist büßen dann verschiedene Organe dafür. Aber nicht etwa irgendwelche - es sind die benachbarten, die darben müssen.
Unter den Blatthornkäfern (Scarabaeidae) gibt es einige sehr gut bewaffnete Vertreter, die sich heftig zu wehren wissen, um ihre Weibchen gegen lüsterne Artgenossen zu verteidigen. Mit eindrucksvollen Hörnern an Kopf oder Schultern weisen sie die vorwitzigen Rivalen in die Schranken und drängen sie aus den Gängen ihrer Brutkammern.

Aber eine solche Waffe hat ihren Preis. Meist leiden andere Organe unter der Entwicklung von Schmuck oder wehrhaftem Zubehör. So auch bei den Käfern, berichtet Douglas Emlen von der University of Montana. Er legte das Zentimetermaß an die Hörner von über zweihundert dieser Sechsbeiner, alle aus drei Arten der Gattung Onthophagus. Die Vertreter der ersten Art, O. sharpi, tragen ihre Fortsätze auf der Stirn, während sie bei einer noch nicht beschriebenen Art aus Ecuador auf der Rückseite des Kopfes sitzen. Bei O. sagittarius schließlich, der dritten Spezies, entspringen die Hörner hinter dem Kopf auf dem Thorax, dem mittleren Körperabschnitt der Insekten.

Bei den Onthophagus-Arten bezahlten die angrenzenden Organe die Kosten für die Verteidigungshilfe. So büßten Vertreter von O. sharpi ihren Kopfschmuck mit kürzeren Antennen, und damit womöglich einem verminderten Geruchssinn. Die ecuadorianischen Käfer hingegen hatten kleinere Augen, je größer ihre Hörner am Hinterkopf waren. Und bei O. sagittarius entsteht das Horn auf Kosten der Flügel.

Nun ist zwar prinzipiell fast jedes Horn ein geeignetes Verteidigungsinstrument, aber beliebig ist seine Position am Körper nicht – ganz offensichtlich sollte es schon auch zur Lebensweise passen. Denn als Emlen 74 nachtaktive mit 87 tagaktiven Blatthornkäfer-Arten verglich, stellte er fest, dass die im Dunkeln herumwandernden Tiere kaum Fortsätze auf dem Hinterkopf aufwiesen. Das macht angesichts der Ergebnisse an Onthophagus auch durchaus Sinn, denn dadurch müssten sie eventuell mit kleineren Augen auskommen. Und das könnte einen nachtaktiven Käfer doch erheblich beeinträchtigen, meint Emlen. Er vermutet, dass ganz ähnliche Umstände vielleicht die Position der anderen Hörner geprägt haben.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
Science 291: 1534–1536 (2001)

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.