Tiefsee: Was schwimmt denn da?

Mit eigenen Augen oder über Kameras hat die Menschheit erst 0,001 Prozent der Tiefsee gesehen. Doch dank ferngesteuerter Tauchroboter geht die Erforschung dieser lichtlosen Weiten zumindest etwas beschleunigt voran und entdecken Biologen immer wieder neue Arten. Ein besonders drolliges Exemplar schwamm 2019 vor die Kameras des Tiefsee-Rovers »Doc Ricketts«, das Wissenschaftler um Mackenzie Gerringer von der State University of New York und dem Monterey Bay Aquarium Research Institute (MBARI) als bislang unbekannte Spezies identifizieren konnten: Der Beulige Scheibenbauch (Careproctus colliculi) ist jedoch nur eine von drei neu bestimmten Tiefseefischen, die das Team beschrieben hat.
Der Tauchroboter begegnete Careproctus colliculi in fast 3300 Meter Tiefe, wo der Fisch im Monterey Canyon vor der kalifornischen Küste knapp über Grund vor die Kamera schwamm. Da die Wissenschaftler in diesem Gebiet zuvor noch keinen Fisch mit diesen Merkmalen - große, blau wirkende Augen, pockennarbige Haut, blassrosa Färbung - gesehen hatten, sammelten sie ihn ferngesteuert ein.
Gerringer, ein Spezialist für Tiefseefische, untersuchte das nicht einmal zehn Zentimeter große Tier dann morphologisch und mit einer DNA-Analyse. Computertomografische Bilder offenbarten zudem das Skelett und die innere Anatomie des Weibchens, das sich schließlich als neue Art entpuppte - ebenso wie der Dunkle Scheibenbauch (Careproctus yanceyi) und der Schlanke Scheibenbauch (Paraliparis em), welche die Forscher ebenfalls im Canyon eingesammelt hatten. Letzterem fehlt die eigentlich charakteristische Saugscheibe dieser Fischfamilien.
Ein Abgleich mit dem riesigen Bild- und Videoarchiv des MBARI deutet an, dass der Beulige Scheibenbauch vielleicht sogar schon 2009 erstmalig erfasst, aber mit einer anderen Art verwechselt wurde. Damals fand die Begegnung allerdings vor Oregon statt.
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