Tiergeräusche: Wenn Schmetterlinge wie Schlangen zischen

Manche Schmetterlingspuppen und -larven zischen wie Schlangen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Vermutlich schrecken sie damit Fressfeinde ab. Das berichtet eine Forschungsgruppe um Shinji Sugiura von der Universität Kobe in Japan. Die Fachleute haben Insekten der Schmetterlingsart Phyllosphingia dissimilis untersucht, die zu den Schwärmern gehört. Diese Tiere kommen im östlichen Russland, China, Taiwan, Korea und Japan vor. Sie wachsen bis auf 13 Zentimeter Flügelspannweite heran und sind in offenen Landschaften sowie an Waldrändern anzutreffen.
Das Forschungsteam beobachtete, wie die Larven und Puppen des Schmetterlings reagieren, wenn man sie beispielsweise mit einer Pinzette berührt, um das Picken eines Vogels nachzuahmen. Sie führen dann schnelle Körperbewegungen aus und geben hochfrequente Geräusche von sich, die mit rund 60 Dezibel etwa einer normalen Gesprächslautstärke entsprechen. Unterwassertests zeigten, dass diese Laute entstehen, indem die Tiere aktiv Luft durch die Öffnungen ihrer Atemröhren (»Tracheen«) am Hinterleib pressen. Das sei eine neue Erkenntnis, betont Sugiura in einer Pressemitteilung. Bislang sei man zumindest bei den Puppen davon ausgegangen, diese würden die Geräusche hervorbringen, indem sie Körperteile aneinander oder am Boden reiben.
Warum sich die Insekten so verhalten, dazu haben die Fachleute eine Vermutung. »Sowohl die Larven als auch die Puppen der Schmetterlingsart Phyllosphingia dissimilis erzeugen ähnliche akustische Muster«, erläutert Sugiura. Die zischenden Geräusche ähnelten jenen von Schlangen. Wahrscheinlich verjagen sie damit Vögel und kleine Säugetiere, von denen sie oft erbeutet werden – und die sich ihrerseits vor räuberischen Kriechtieren in Acht nehmen müssen.
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