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Synästhesie: Töne beeinflussen Geruchssinn

Unsere fünf Sinne sind im Gehirn weniger strikt getrennt, als Forscher lange Zeit glaubten.
Der Geschmack von Speisen beruht hauptsächlich auf deren Geruch. Zudem sind seit langem Personen bekannt, die etwa Töne sehen oder Farben schmecken. Die neurologische Grundlage einer solchen Synästhesie könnten nun Daniel Wesson und Donald Wilson vom Nathan S. Kline Institute for Psychiatric Research in Orangeburg (US-Bundesstaat New York) per Zufall an Mäusen entdeckt haben.

Die Hirnforscher leiteten elektrische Impulse aus dem Tuberculum olfactorium der Nager ab, um die Rolle dieser neuralen Schaltstelle zwischen Nase und Großhirn bei der Geruchsverarbeitung zu untersuchen. Als Wesson seine Kaffeetasse auf den Labortisch abstellte, begannen einige der Nervenzellen plötzlich zu feuern. Weitere Versuche zeigten, dass knapp 20 Prozent der Neuronen schon auf ein Tonsignal reagierten. Bei anderen schwächte eine Kombination aus Gerüchen und Klängen die elektrischen Impulse ab oder verstärkte sie.

Ungeklärt ist noch, wie die Signale aus dem Tuberculum im Gehirn genau weiterverarbeitet werden und was die Integration der beiden Sinne den Tieren bringt. Die Forscher spekulieren, dass die Nager dadurch beispielsweise das Geräusch eines sich nähernden Raubtiers schneller mit dessen Geruch in Verbindung bringen können. Da die menschliche Riechbahn grundsätzlich der von Mäusen entspricht, erscheint durchaus denkbar, dass dasselbe System auch für die bekannten Fälle von Synästhesien zwischen Geruch und Klängen verantwortlich ist. (rs)

Wesson D. W., Wilson D. A.: Smelling Sounds: Olfactory–Auditory Sensory Convergence in the Olfactory Tubercle. In: The Journal of Neuroscience 30(8), S. 3013-3021, 2010.

© Spektrum der Wissenschaft

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