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Kleinwale: Totenglöckchen für den Vaquita bimmelt

Wenn kein Wunder mehr geschieht, dürfte der Kalifornische Schweinswal in den nächsten Monaten aussterben. Illegaler Fischfang tötet die letzten Tiere.
Vaquita

Vielleicht noch 22 Vaquitas (Phocoena sinus) leben im Golf von Kalifornien – und das ist schon die optimistischste Schätzung von Biologen. Sie vermuten, dass wohl nur noch rund zehn Kalifornische Schweinswale existieren. Die düsterste Prognose geht sogar von nur noch sechs Individuen des Kleinwals aus. Das gaben Wissenschaftler des International Committee for the Recovery of the Vaquita bekannt. Ihre Zahlen beruhen auf der Auswertung akustischer Signale von Unterwassermikrofonen: Mit ihnen werden die Rufe der Vaquitas aufgezeichnet. Die Daten dürften allerdings schon veraltet sein, da erst am 12. März der Tod eines weiteren Schweinswals bekannt wurde. Mitglieder der Naturschutzorganisation Sea Shepherd hatten in einem illegal ausgebrachten Netz einen toten Kleinwal entdeckt, dessen Artnachweis später im Labor bestätigt wurde.

Die letzten Vaquitas leben in einem kleinen Meeresschutzgebiet im nördlichen Golf von Mexiko. Umgeben ist das Areal von einer etwas größeren Zone, in der bestimmte Fischfangnetze verboten sind. Dennoch wird in beiden Gebieten weiterhin illegal gefischt. Die Fischer haben es dabei auf einen ebenfalls gefährdeten Fisch, den Totoaba (Totoaba macdonaldi), abgesehen, dessen Fleisch in die USA verkauft wird, während die Schwimmblasen in China sehr begehrt sind. Fischer stellen der Art mit Kiemennetzen nach, in denen sich immer wieder Schweinswale verfangen und ertrinken. Die Jagd auf den Totoaba ist verboten, doch Verstöße werden nur sehr selten geahndet. Sea Shepherd, die wegen ihrer Methoden umstritten ist, patrouilliert regelmäßig im Verbreitungsgebiet der Vaquitas und hat allein im Jahr 2018 400 illegal ausgebrachte Kiemennetze beschlagnahmt und zerstört.

Diese Arbeit ist für die Naturschützer nicht ungefährlich, da mafiöse Banden an dem Geschäft mit dem Totoaba beteiligt sind. Regelmäßig wird ihr Schiff daher von Fischern angegriffen. Es kursieren sogar Gerüchte, dass die Fischer über jeden toten Vaquita froh sind: Sie hoffen, dass nach einem endgültigen Verschwinden der Meeressäuger die Einschränkungen beim Fischfang gelockert werden oder fallen. Andere Schutzmaßnahmen für die Vaquitas – etwa Fang und Überführen in eine abgesperrte, sichere Bucht – sind bislang gescheitert und endeten sogar mit dem Tod einzelner Tiere. Es sieht also nicht gut aus für die Art: Sie könnte die ersten Kleinwalspezies sein, die von Menschenhand im Meer ausgerottet wurde.

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