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Traumatisierung: Schwere Kindheit, höhere Achtsamkeit

Wer als Kind Vernachlässigung oder Missbrauch erleben muss, ist als Erwachsener oft achtsamer. Dabei könnte es sich um einen Coping-Mechanismus handeln, der die seelische Widerstandskraft erhöht.
Frau meditiert im Wald
Unter Achtsamkeit versteht man die Fähigkeit, sich bewusst dem Hier und Jetzt zuzuwenden. Das lässt sich unter anderem durch Meditation trainieren. (Symbolbild)

Viele Menschen, die in ihrer Kindheit traumatische Erlebnisse machen, leiden noch als Erwachsene unter den seelischen und körperlichen Folgen. In mancherlei Hinsicht gehen die Betroffenen jedoch später dafür achtsamer durchs Leben, sagen brasilianische Forscher um Vinícius Santos de Moraes von der Universität von São Paulo.

Sie ließen fast 1000 Erwachsene einen Fragebogen ausfüllen, der verschiedene Facetten von Achtsamkeit misst. Die Hälfte der Befragten hatte emotionale oder körperliche Misshandlung, sexuellen Missbrauch oder Vernachlässigung durchlebt. Diese traumatischen Erfahrungen gingen aber beispielsweise mit einer besseren Fähigkeit einher, die eigenen Gedanken und Gefühle vorbeiziehen zu lassen, ohne auf sie zu reagieren – ein wesentlicher Bestandteil von Achtsamkeit. Auch voll und ganz präsent zu sein und sich auf die aktuelle Tätigkeit einlassen zu können, statt Dinge im »Autopiloten« zu erledigen, gelang solchen Befragten eher. Am stärksten waren die Beziehungen dabei zu emotionalem Missbrauch und emotionaler Vernachlässigung in der Vergangenheit.

Bei anderen Facetten der Achtsamkeit hingegen schnitten Menschen ohne Traumatisierung besser ab, etwa wenn es darum ging, Emotionen und Gedanken zu erkennen und diese klar zu benennen. Eine in Teilen erhöhte Achtsamkeit könnte ein seelischer Coping-Mechanismus sein, der die Resilienz von Menschen nach einem Kindheitstrauma erhöht, spekulieren die Forscher.

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