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Klimaschutz: Treibhausgasemissionen gingen im Jahr 2022 leicht zurück

Deutschland hat im vergangenen Jahr etwas weniger CO2 ausgestoßen als in 2021. Vor allem in der Industrie sanken die Emissionen wegen der hohen Erdgaspreise. Im Verkehrssektor wurden die Ziele des Bundesklimaschutzgesetzes verfehlt.
Ein Windrad steht neben einem Kohlekraftwerk
Der Energiesektor stieß im Jahr 2022 rund 4 Prozent mehr CO2 aus als noch 2021.

Im Jahr 2022 sind die Treibhausgasemissionen in Deutschland leicht um 1,9 Prozent gesunken. Insgesamt seien rund 746 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt worden, heißt es in einer Mitteilung des Umweltbundesamts (UBA). Das sind gut 15 Millionen Tonnen weniger als 2021, aber rund 15 Millionen Tonnen mehr als im Pandemiejahr 2020. Vor allem die Sektoren Verkehr und Gebäude liegen über den im Bundesklimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmengen. Ebenso gab es einen bedeutenden Anstieg im Energiesektor um 4,4 Prozent auf rund 256 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. Grund dafür sei, dass die Erdgas-Einsparungen den vermehrten Einsatz von Stein- und Braunkohle zur Stromerzeugung nötig machten. Ihr Emissionsbudget eingehalten oder unterschritten haben dagegen die Sektoren Industrie, Landwirtschaft und Abfall. In der Industrie waren dafür vor allem die hohen Energiekosten verantwortlich.

In Summe seien damit zwar die Zielwerte des Bundesklimaschutzgesetzes eingehalten worden, sagte UBA-Präsident Dirk Messner: »Um jedoch die Ziele der Bundesregierung bis 2030 zu erreichen, müssen nun pro Jahr sechs Prozent Emissionen gemindert werden. Seit 2010 waren es im Schnitt nicht einmal zwei Prozent.« Wesentlich sei nun ein deutlich höheres Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien. »Wir müssen es schaffen, dreimal so viele Kapazitäten wie bisher zu installieren, um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromerzeugung bis 2030 auf 80 Prozent zu steigern. Eine Hängepartie wie in den letzten Jahren darf es dabei nicht mehr geben.«

Laut »ZEIT Online« sprach Messner sich bei der Präsentation der vorläufigen Treibhausgasbilanz in Berlin für ein flächendeckendes Tempolimit aus. Eine Begrenzung auf Maximalgeschwindigkeiten von 120 Stundenkilometern auf den Autobahnen und 80 Stundenkilometern auf den Bundesverkehrsstraßen könne die Emissionen um rund acht Millionen Tonnen senken. Er habe Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) angeboten, zur Erreichung der Klimaziele in seinem Sektor zusammenzuarbeiten. Das wäre dringend nötig, denn der Verkehr ist laut der Auswertung der einzige Sektor, der gleichzeitig sein Ziel verfehlt und einen Emissionsanstieg gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen hat. Trotz der besonders hohen Kraftstoffpreise im Jahr 2022 und der befristeten Einführung des 9-Euro-Tickets im Nahverkehr sind die Emissionen des Straßenverkehrs erneut gestiegen – auf rund 148 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente.

Zum zweiten Mal in Folge stieg außerdem die Nutzung von Stein- und Braunkohle für die Gewinnung von Strom und Wärme. Hintergrund ist, dass der Erdgasverbrauch 10,8 Prozent unter dem Vorjahreswert lag und kompensiert werden musste – eine Folge der Russlandsanktionen. Die Stromproduktion hochzufahren war zudem nötig, um die Versorgungssicherheit im europäischen Ausland zu garantieren, da etwa die Hälfte der französischen Kernkraftwerke im Sommer ausfielen.

Der Industrie machten die krisen- und inflationsbedingt hohen Energiekosten zu schaffen. Insbesondere in der metallverarbeitenden und in der chemischen Industrie wurde deshalb die Produktion gedrosselt. Mit Ausnahme von Steinkohle, deren Einsatz sich nahezu auf dem Niveau von 2021 bewegt, sank der Einsatz anderer fossiler Energieträger. Somit gingen die Emissionen deutlich um 19 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente (entspricht 10,4 Prozent) auf 164 Millionen Tonnen zurück.

Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Im Jahr 2022 wurden deutlich mehr erneuerbare Energien genutzt als in den Vorjahren. Die Stromerzeugung aus Sonne, Wind, Wasser und Biomasse konnte um neun Prozent gegenüber 2021 gesteigert werden. Auch zur Wärmeerzeugung haben die erneuerbaren Energien im Jahr 2022 verstärkt beigetragen. So stieg die absolute Menge an nutzbar gemachter Umweltwärme im Vergleich zum Vorjahr leicht an (plus ein Prozent). Auf Grund des insgesamt milden Wetters stieg der Anteil erneuerbarer Wärme am gesamten Wärmebedarf von 15,8 auf 17,4 Prozent.

Die Emissionsdaten des Jahres 2022 werden nun vom Expertenrat für Klimafragen geprüft. Das Gremium legt innerhalb eines Monats eine Bewertung der Daten vor. Danach haben die jeweils zuständigen Ministerien laut Gesetz drei Monate Zeit, ein Sofortprogramm zu erarbeiten, das Vorschläge für Maßnahmen enthält, die den Gebäudesektor und Verkehrssektor in den kommenden Jahren auf den vorgesehenen Zielpfad bringen.

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