Direkt zum Inhalt

Private Mondflüge: Treibstoffleck wurde Mondlander Peregrine zum Verhängnis – Update

Die Mondsonde Peregrine ist am späten Abend des 18. Januar über dem Pazifik zwischen Fidschi und Neuseeland verglüht, als sie in die Erdatmosphäre eintrat.
Der kommerzielle Mondlander Peregrine
Hat nicht sollen sein: Ein Treibstoffleck verhinderte die sanfte Landung der privaten Mondsonde Peregrine, die dadurch schon auf dem Weg zum Mond ausfiel.

Update, 19. Januar 2024, 5 Uhr: Um 22:03 Uhr MEZ am 18. Januar 2024 ist die private Mondsonde Peregrine mit hoher Geschwindigkeit in die Erdatmosphäre über dem Pazifik eingetreten und dabei verglüht. Die Sonde trat in der unbewohnten Region zwischen Fidschi, Neukaledonien und Neuseeland ein. Der Hersteller Astrobotic hatte sich zu diesem Schritt entschlossen, um zu vermeiden, dass Peregrine zu Weltraummüll im cislunaren Raum wird, wenn eines Tages der Funkkontakt endgültig verloren gegangen wäre. Der cislunare Raum ist die Region innerhalb der Mondbahn.

Scheinbar wehrt sich unser Mond mit aller Macht dagegen, Landungen von privaten Raumfahrzeugen auf seiner Oberfläche zu ermöglichen. Das neueste Opfer ist die US-amerikanische Raumsonde Peregrine (englisch: Wanderfalke) der Raumfahrtfirma Astrobotic, die am 8. Januar 2024 erfolgreich mit der neuen US-amerikanischen Vulcan-Trägerrakete in Richtung Mond befördert worden war. Rund 50 Minuten nach dem Abheben der mächtigen Rakete war Peregrine von der Oberstufe abgetrennt worden. Alles schien perfekt. Doch dann machten die Betreiber von Astrobotic lange Gesichter: Zwar konnte wie geplant Funkkontakt mit Peregrine hergestellt werden, aber die übermittelten Daten waren alles andere als erfreulich. Die Sonde ließ sich zum einen nicht korrekt auf die Sonne ausrichten, um mit den Solarzellen Strom zu erzeugen, zum anderen war der Treibstoffverbrauch bei den Ausrichtversuchen extrem hoch.

Ein erstes Bild von der Sonde zeigte dann das Malheur: Die Isolationsschicht zum Schutz der Bordtechnik war aufgewölbt und an einer Stelle aufgerissen, offenbar gab es ein erhebliches Leck in einer Treibstoffleitung. Dies sorgte dafür, dass nach und nach der für die Ausrichtung und Steuerung der Sonde unverzichtbare Kraftstoff verloren ging. Somit wird bald kein Funkkontakt mehr zur Erde und erst recht keine Landung auf dem Mond mehr möglich sein. Die Mission muss als gescheitert gelten.

Derzeit geht die Entwicklerfirma Astrobotic davon aus, dass sich ein Ventil des Heliumdrucktanks des Antriebssystems von Peregrine nach der ersten Aktivierung kurz nach der Trennung von der Rakete nicht mehr geschlossen hat. Dadurch strömte Helium ungehindert in den Tank des Oxidators ein, wodurch dort der Druck über das Festigkeitslimit des Tanks stieg. Schließlich platzte dieser auf, wodurch der Treibstoff, eine Mischung verschiedener Stickstoffoxide, jetzt nach und nach in den Weltraum entweicht. Den genauen Hergang des Versagens soll nun eine Untersuchungskommission klären.

An Bord von Peregrine befanden sich mehrere Messgeräte, die etwa Wassermoleküle auf dem Mond aufspüren, Strahlung und Gase in der Umgebung des Landers messen und die lunare Exosphäre (die dünne Gasschicht auf der Mondoberfläche) untersuchen sollten. Ohne wissenschaftliche Bedeutung ist die DHL MoonBox, die private Erinnerungsstücke zum Mond transportieren sollte.

Somit reiht sich Peregrine in eine Reihe von Fehlschlägen privat finanzierter Mondmissionen ein. Bislang sind sanfte Landungen auf dem Mond nur den staatlichen Raumfahrtbehörden Russlands, der USA, Chinas und Indiens gelungen. Im April 2019 zerschellte der private israelische Mondlander Beresheet-1 bei seinem Landeversuch und erst im April 2023 schlug der ebenfalls private japanische Mondlander Hakuto-R einen weiteren Krater auf unserem Erdtrabanten.

Der Mond wird aber nicht lange Ruhe vor lästigen irdischen Abgesandten haben: Am 20. Januar 2024 soll der bereits im September 2023 gestartete Mondlander SLIM der staatlichen japanischen Raumfahrtbehörde JAXA einen Landeversuch unternehmen. Es bleibt spannend, ob dieser Sonde mehr Glück beschieden ist.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.