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News: Trojanisches Pferd in der Krebstherapie

Den Tumor aushungern ist einer der Ansätze in der Krebstherapie. Um dieses Ziel zu erreichen, greifen Forscher auch auf die erprobte Methode des Trojanischen Pferdes zurück.
Früher ein beinahe sicheres Todesurteil, gibt es heute bei der Diagnose "Krebs" durchaus mehr oder weniger Hoffnung, je nach Art und Fortschritt der Erkrankung. Denn im Laufe der Zeit ist es Wissenschaftlern glücklichweise gelungen, einige Schwachstellen der entarteten Zellen und gegebenenfalls daraus entstehenden Tumoren aufzuspüren.

Zu diesen Schwachstellen gehört die Nährstoffversorgung. Auch ein Tumor braucht zum Wachsen bestimmte Verbindungen, die er sich über ein eigens eingerichtetes Gefäßsystem herantransportieren lässt. Eine wichtige Rolle spielt dabei der endotheliale Wachstumsfaktor VEGF, der die Angiogenese – die Bildung neuer Blutgefäße – voran treibt. Während die für ihn zuständigen Rezeptoren in Tumorgewebe übermäßig stark ausgebildet werden, sind sie hingegen im angrenzenden gesunden Gewebe kaum nachweisbar – und somit ein ideales Ziel, den Tumor zu bekämpfen. Denn wird sein Gefäßsystem angegriffen oder gar zerstört, muss er verhungern.

Wissenschaftler um Michael Rosenblum von der University of Texas benutzten den Wachstumsfaktor nun als Trojanisches Pferd, um ein Gift in die "Adern" des Tumors einzuschleusen. Sie verknüpften VEGF mit rekombinantem Gelonin, einem pflanzlichen Protein, das mit Hilfe gentechnischer Methoden hergestellt wurde. Seine giftige Wirkung auf Zellen ist schon länger bekannt.

Mit diesem Mittel behandelten sie Mäuse, denen sie zuvor menschliche Prostatakrebs- und Melanomzellen injiziert hatten. Im weiteren Verlauf erwies sich das trojanische Pferd als ausgesprochen erfolgreich: Schon nach 48 Stunden konnten die Forscher erste zerstörte Blutgefäße im Tumorgewebe nachweisen, während die gesunden Organe nicht beeinträchtigt wurden. Insgesamt ging das Tumorwachstum in den behandelten Mäusen auf 16 Prozent im Vergleich zu ihren nicht behandelten Artgenossen zurück.

"Der Effekt des Konstrukts gegen die Tumoren der Mäuse war beeindruckend, sowohl in seinem Ausmaß als auch in der Dauer", erzählt Philip Thorpe, Mitglied der Arbeitsgruppe. Rosenblum weist außerdem auf die Besonderheit hin, dass der Ansatz nicht spezifisch für bestimmte Tumortypen zu sein scheint. Weitere Tests sollen nun klären, welche anderen Krebsformen sich damit eventuell behandeln lassen. Und erste klinische Tests sollen noch vor Ablauf eines Jahres starten.

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