Die meisten Niederschläge auf der Erde fallen in
einem schmalen Gürtel nahe dem Äquator.
Synchron zur Erderwärmung ist diese tropische
Starkregenzone in den vergangenen
200 Jahren deutlich nach Norden gewandert.
Mit zunehmendem Klimawandel dürfte sie
sich noch weiter vom Äquator entfernen – mit
dramatischen Folgen für die Landwirtschaft
der Entwicklungsländer in den Tropen.
Um zwei Uhr nachts setzte plötzlich der Bordmotor
aus. Unser Entschluss, in einem kleinen Fischerboot
von den Marshallinseln im Nordpazifik
aufs offene Meer hinauszufahren, erschien
uns da auf einmal gar nicht mehr so klug. Zum Glück ging
das Abenteuer glimpflich aus. Diese Bootsfahrt war nur eine
von vielen Exkursionen, die uns helfen sollten, auf den ersten
Blick unmöglich Scheinendes zu erreichen: über einen
ganzen Ozean hinweg die Geschichte der Regenfälle bis in
eine ferne Vergangenheit zurückzuverfolgen. So wollten wir
herausfinden, wie sich ansteigende Lufttemperaturen, hervorgerufen
durch die stetige Anreicherung von Treibhausgasen
in der Atmosphäre, auf die Niederschläge in den Tropen
auswirken werden. Für diesen Zweck sind wir kreuz und quer
durch den Pazifik zu unzähligen Inseln gereist.
Das Hauptniederschlagsgebiet unseres Planeten liegt in
den Tropen, wo es sich wie ein Gürtel um den Erdball zieht.
Dieser wandert im Jahresverlauf, dem Stand der Sonne folgend,
nach Norden oder Süden. Der Bereich, in dem er sich
bewegt, heißt fachsprachlich innertropische Konvergenzzone
(ITCZ).
Jede Erwärmung oder Abkühlung der Erde durch Treibhausgase
oder durch eine Änderung der Sonnenintensität
kann die Lage dieses Regenbands beeinflussen, das den Niederschlag
für die Landwirtschaft in den Tropen liefert. Seine
Position spielt auch eine entscheidende Rolle für die Monsune
Ostasiens, Afrikas und Indiens. Eine permanente Verlagerung
würde die Lebensbedingungen in den Tropen daher
drastisch beeinflussen – mit weltweiten Folgen. Zudem hätte
sie Auswirkungen auf die Stärke und Dauer der Wirbelsturmsaison
im Atlantischen, Pazifischen und Indischen Ozean.
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Bis vor Kurzem wussten Klimaforscher nicht, ob die Spanne,
in der sich die Bandmitte derzeit über das Jahr hinweg bewegt
– zwischen 3 und 10 Grad Nord über dem Pazifik –, mit der in
früheren Zeiten übereinstimmt. Unsere Untersuchungen lieferten
nun jedoch Informationen über die Position der ITCZ
seit dem Jahr 800 n. Chr. Demnach hat sie sich in den letzten
vier Jahrhunderten um fünf Grad nach Norden verlagert, was
immerhin rund 550 Kilometern entspricht. Schon eine relativ
geringe Zunahme der Temperatur kann die Regenfälle in
den Tropen also erheblich beeinflussen.
Auch Vorhersagen sind nun möglich – etwa über die weitere
Verlagerung der ITCZ bei fortgesetzter Erderwärmung
bis zum Ende des Jahrhunderts. Daraus ergeben sich Prognosen
für die Regenfälle in den äquatornahen Zonen der Erde
und für die Niederschlagsmenge in höheren Breiten Asiens
und Mittelamerikas sowie im Südwesten der USA. Einige Gegenden
profitieren wahrscheinlich, aber viele andere werden
sich wohl auf Dürren einstellen müssen.
Vor unseren Untersuchungen gab es kaum Daten über die
Position der ITCZ während der letzten 1000 Jahre. Das Regenband
wabert um den Äquator herum und kann dabei je nach
den lokalen Bedingungen und dem jahreszeitlichen Sonnenstand
einige Dutzend bis mehrere hundert Kilometer breit
sein. Über dem Pazifik ist es besonders stark ausgeprägt, weshalb
sich anbot, dort seine Bewegung im vergangenen Jahrtausend zu verfolgen. Trends in diesem Raum sollten, weil
das Regenband die ganze Erde umspannt, für die ITCZ insgesamt
gelten.
Wissenschaftler können auf vielerlei Weise die Vergangenheit
rekonstruieren. So lässt sich ein historisches Profil der
weltweiten Treibhausgase aus Luftblasen erstellen, die in Eisproben
aus den Polarregionen eingeschlossen sind. Zudem
liefert das Isotop Beryllium-10 in Eisbohrkernen – ebenso
wie der Anteil von Kohlenstoff-14 in Baumringen – Informationen
über die einstige Sonnenintensität. Es ist auch gelungen,
den Verlauf der globalen Mitteltemperatur über mehr
als ein Jahrtausend zurückzuverfolgen. Demnach herrschten
um das Jahr 800 etwa dieselben Klimabedingungen wie im
späten 18. Jahrhundert. Während der mittelalterlichen Wärmephase
(800 bis 1200 n. Chr.) lagen die Temperaturen ähnlich
hoch wie im 20. Jahrhundert. In der kleinen Eiszeit
(1400 bis 1850 n. Chr.) sanken sie dagegen stark ab.
Pazifik mit tropischem Regenband am Äquator | Ein Wolkenstreifen nördlich des
Äquators markiert auf diesem
Satellitenbild die Lage des
tropischen Regenbands. Es
wandert mit dem variierenden
Sonnenstand im Jahresverlauf
nach Süden und Norden. Den
dabei überstrichenen Bereich
nennen Meteorologen innertropische
Konvergenzzone (ITCZ).
In den letzten zwei Jahrzehnten blieb die Strahlungsintensität
der Sonne im Wesentlichen konstant. Trotzdem sind sowohl
die globale Mitteltemperatur als auch der Gehalt der
Atmosphäre
an Kohlendioxid (CO2), dem häufigsten von der
Menschheit freigesetzten Treibhausgas, in dieser Zeit auf
Werte geklettert, die deutlich über denen in den vergangenen
1200 Jahren liegen.
Als wir unsere Arbeit begannen, war allerdings nur wenig
über das frühere tropische Klima bekannt. Sedimente am
Meeresboden sind zwar ausgezeichnete Klimaarchive, was
Zeiträume von Jahrtausenden betrifft. Sie lagern sich jedoch
zu langsam ab, um detaillierte Informationen über kürzere
Intervalle zu liefern. Viele Korallenstöcke wiederum erzeugen
jährliche Bänder ähnlich Baumringen. Da sie aber selten
länger als 300 Jahre leben, geben sie keinerlei Auskunft über
die Zeit vor 1700.
Die Kartierung der einstigen Regenfälle sollte uns die
ITCZ-Position
im vergangenen Millennium verraten. Niederschlag,
der im Meer gelandet ist, lässt sich natürlich später
nicht mehr bestimmen. Über den Pazifik sind jedoch viele
kleine Inseln verstreut. Auf ihnen gibt es Seen und Teiche, die
einen Blick in die Vergangenheit erlauben. In den letzten
sechs Jahren haben wir Dutzende Sedimentbohrkerne vom
Grund solcher Gewässer geborgen. Die aufgesuchten Inseln –
darunter einige der entlegensten und exotischsten – liegen
im gegenwärtigen Regenband beziehungsweise einige Breitengrade
südlich und nördlich davon und sind über den gesamten
Pazifik verteilt. Wo sich die ITCZ zu einer bestimmten
Zeit befand, ergibt sich aus den Positionen der Orte, an denen
es damals stark regnete. Eine synchrone Zu- und Abnahme
der Niederschläge in Richtung Norden oder Süden weist auf
eine allgemeine ozeanweite Verschiebung des Bands hin.
"Air Maybe" macht ihrem Namen alle Ehre
Feldstudien sind ein Abenteuer, und dazu gehören auch
Rückschläge, Ausrüstungsprobleme, sprachliche Hürden sowie
die Schwierigkeit, zu den Orten für vorgesehene Sedimentbohrungen
zu gelangen. So waren bei unserer Ankunft
in Majuro, der Hauptstadt der Marshallinseln, die beiden einzigen
Flugzeuge der lokalen Luftfahrtgesellschaft Air Marshall
Islands (von den Einheimischen scherzhaft "Air Maybe" genannt) gerade defekt. Deshalb entschlossen wir uns zu
dem anfangs erwähnten zweitägigen Ausflug mit einem umgerüsteten
Fischerboot, das allerdings wenig seetüchtig aussah
und nichts Gutes ahnen ließ.
Um einen Sedimentbohrkern zu ziehen, müssen wir in
der Regel zunächst zu Fuß durch Morast waten und über flache
Gewässer rudern. Dabei stoßen wir einen langen Stab ins
Sediment, um die Tiefe festzustellen und herauszufinden, ob
dort Hindernisse wie große Gesteinsbrocken, alte Korallen
oder Wurzeln lauern. Wenn das nicht der Fall ist, pressen,
rammen und drehen wir ein langes Rohr in den Boden und
ziehen es samt Inhalt wieder heraus.
Da sich Sediment mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit
ablagert, wissen wir nicht, wie tief wir bohren müssen.
Im Allgemeinen reicht ein Meter Sediment mindestens
einige hundert Jahre zurück. Auf Washington Island (Teraina),
die zum südpazifischen Staat Kiribati gehört, zum Beispiel
deckten neun Meter 3200 Jahre ab. Wenn möglich versuchen
wir das Rohr bis zum Felsgrund vorzutreiben, der aus
Vulkangestein oder Ablagerungen von Sand
oder Korallen aus der Zeit vor der Entstehung
des Sees besteht. Auf diese Weise können wir
ein Maximum an Information aus dem lokalen
Klimaarchiv
gewinnen.
Bohrkerngewinnung | Mit einem Stahlrohr gewinnen
Forscher einen Sedimentbohrkern
vom Grund eines Sees
auf der zu den Marshallinseln
zählenden Lib Island.
So gut wie jeder unserer Bohrkerne wies
eine individuelle Sedimentfolge auf. Manchmal
waren meterdicke hellrote, gallertartige Schichten enthalten,
die aus Zyanobakterien bestanden. Das galt etwa für
die Probe aus dem Untergrund eines Sees auf Washington Island.
In anderen Fällen bestand das Sediment aus braunem
Schlamm, der reich an Schwefelwasserstoff war (also bestialisch
stank) und Reste von Mangrovenblättern enthielt. Ab
und zu fand sich auch eine Schicht mit zweischaligen Muscheln
– so auf einer Insel des Staates Palau.
Obwohl es uns um die Rekonstruktion früherer Regenfälle
ging, mussten wir zunächst die Eigenschaften des jeweiligen
Ökosystems unter den heutigen Klimabedingungen erfassen.
Nur so konnten wir beurteilen, was die analogen Messwerte
in der früheren Umwelt über die damaligen Niederschläge
verrieten. Deshalb nahmen wir Wasserproben aus verschiedenen
Tiefen, um die chemische Zusammensetzung und das
Wasserstoffisotopenverhältnis sowie die Algen- und Mikrobenpopulationen
zu bestimmen. Mit dünnen Glasfaserfiltern
fingen wir Plankton und Mikroben auf und lagerten sie zur
Konservierung sofort auf Eis. Zudem sammelten wir Vegetationsproben
aus der unmittelbaren Umgebung. Später wollten
wir die Fettstoffe (Lipide) in den Zellhüllen analysieren.
Sorgsamer Umgang mit empfindlichen Bohrkernen
Nach dem Ziehen der Bohrkerne mussten wir dafür sorgen,
dass sie unverfälscht ins Labor gelangten. Um eine Durchmischung
der Sedimentschichten zu vermeiden, trennten wir
die obersten Lagen, die besonders weich sind, in einen Zentimeter
dicke Scheiben auf und steckten jede davon einzeln in
ein markiertes Plastiktäschchen.
Mit Stapeln von Eiskisten voller Sediment-, Wasser- und
Planktonproben sowie langen Pappkartons mit jenen Teilen
der Bohrkerne, die nicht portioniert werden mussten, reisten
wir nach unseren Expeditionen schließlich zurück zu unserem
Labor an der University of Washington in Seattle. Dort
maßen wir die beiden stabilen Wasserstoffisotope in den Lipiden
der Algen, die sich in tiefen Schichten der Sedimente
erhalten hatten, und bestimmten das Alter der Proben. So
konnten wir auf die Regenmenge zu Lebzeiten der Organismen
schließen.
Über die Jahre konnten wir die Karte der historischen Regenfälle
und damit der einstigen ITCZ-Position mit immer
neuen Daten stetig präzisieren. Und wir forschen weiter: Die
jüngste Expedition führte uns nach Kosrae in Mikronesien.
Die Analyse der dort gesammelten Proben wird noch einige
Monate in Anspruch nehmen. Doch schon jetzt zeigen die
Resultate unserer früheren Fahrten, kombiniert mit Daten
von Kollegen, dass sich geringfügige Änderungen im Wärmegehalt
der Atmosphäre während der kleinen Eiszeit stark auf
die tropischen Regenfälle auswirkten. Damals
ging die am Oberrand der Atmosphäre
einfallende Sonnenenergie etwa 100 Jahre
lang um nur zwei Promille zurück. Trotzdem
wanderte die ITCZ rund 500 Kilometer weit
nach Süden, Richtung Äquator. Dadurch
trockneten feuchte Regionen wie der Palau-
Archipel aus, und vordem aride Zonen wie die Galapagosinseln
erhielten reichlich Regen.
Diese Empfindlichkeit gegenüber geringen Temperaturänderungen
verheißt für die Zukunft nichts Gutes. Den Projektionen
des UN-Klimarats (IPCC) zufolge wird sich der
Kohlendioxidgehalt
der Atmosphäre – vor allem durch die
Emissionen von Fahrzeugen und Kraftwerken – bis Mitte des
Jahrhunderts verdoppeln und bis 2100 verdreifachen. Dadurch
erwärmt sich die Atmosphäre zwei- bis dreimal so
stark wie am Ende der kleinen Eiszeit, als die Sonne wieder
heller strahlte.
Damals blieb die Mittellinie des Regenbands durchweg
südlich von 5 Grad Nord. Heute schwankt sie im Jahresverlauf zwischen
3 und 10 Grad Nord. Durch den menschengemachten Treibhauseffekt
droht bis 2100 eine weitere Verlagerung um fünf
Grad oder 550 Kilometer nach Norden – auf 8 bis 15 Grad Nord.
Das würde die Niederschlagsverteilung in vielen Regionen
drastisch ändern.
Für diese Prognose sprechen die Ergebnisse unserer Untersuchungen
auf den Pazifikinseln. So fallen auf Washington
Island, das bei 5 Grad Nord liegt, heute im Jahr 3000 Liter Regen
pro Quadratmeter. Vor 400 Jahren waren es – bei höheren
Verdunstungsraten – weniger als 1000. Umgekehrt herrschten
auf dem heute wüstenartigen Hochland der bei 1 Grad Süd gelegenen
Galapagosinsel San Cristóbal während der kleinen Eiszeit
wesentlich feuchtere Bedingungen.
Archäologische Befunde bestätigen unsere Resultate.
Demnach bauten die Bewohner Indonesiens und anderer Inseln
im Südpazifik zwischen Anfang und Ende der kleinen
Eiszeit deutlich mehr Wehranlagen. Der Grund dürfte sein,
dass mit der Verschiebung des Regenbands nach Süden die
Inseln im Norden austrockneten. Möglicherweise löste das
eine Völkerwanderung aus, der die Bewohner der südlicheren
Inseln mit Schutzmauern zu begegnen suchten.
Heutzutage verringern Entsalzungsanlagen und Schiffshandel
die Abhängigkeit von Regenfällen. Dennoch würde eine
Verlagerung des Regenbands um fünf Grad nach Norden
Hunderte von Millionen Menschen gefährden, die nah am
Äquator leben und ihre eigenen Nahrungsmittel anbauen –
ganz zu schweigen von der Artenvielfalt in den Tropen. Viele
Staaten innerhalb der aktuellen ITCZ sind Entwicklungsländer, deren Bevölkerung in diesem Jahrhundert voraussichtlich
stark zunehmen wird. Wahrscheinlich haben sie nicht
die Mittel für die nötigen Anpassungen.
Schwindende Regenfälle
auf der einen Seite und zunehmende Überflutungen
auf der anderen – beides innerhalb von Jahrzehnten oder sogar
nur wenigen Jahren – würden die Landwirtschaft hart
treffen. Da außerdem die Bevölkerung wächst, wären Nahrungsmangel
und politische Unruhen die Folge. Letztendlich
käme es vermutlich zu Wanderungsbewegungen großen
Ausmaßes.
Ertragseinbrüche bei Kaffee und Bananen
Zu den Gebieten, die neu in der ITCZ lägen und mehr Niederschlag
abbekämen, zählen El Salvador und Teile der Philippinen.
Dafür würden die feuchten Gebiete im nördlichen Indonesien,
in Malaysia, den südlichen Philippinen, Mikronesien,
Thailand und Kambodscha aus dem Regenband herausfallen.
Inwieweit ein stärkerer Monsun die dadurch ausbleibenden
Niederschläge kompensieren könnte, ist eine offene
Frage. Generell dürften diese Länder aber trockener werden.
Pflanzenarten, die für die heutigen Wachstumsbedingungen
ideal geeignet sind, würden nicht länger gedeihen. Kaffeepflanzen
zum Beispiel brauchen – ähnlich wie Weinreben –
zu Beginn der Wachstumsperiode viel Regen. Um verwertbare
Bohnen zu entwickeln, benötigen sie insgesamt mehr
als 1800 Liter pro Quadratmeter.
Baumkletterer | Um von einem aufrecht gehaltenen, langen Bohrkern
noch am Ort der Probennahme
dünne Scheiben abzuschneiden
und für die spätere Analyse
einzutüten, ist es praktisch,
auf Bäume zu klettern.
In Südamerika würden Ecuador und Kolumbien aus der
ITCZ herausfallen und entsprechend trockener werden. Die
wachsende Verstädterung könnte helfen, mit der neuen Lage
zurechtzukommen; denn die Landwirtschaft verliert dadurch
an Bedeutung. Kolumbien ist aber der drittgrößte Kaffeeproduzent
der Welt, und weniger Niederschlag würde hier
wie in Indonesien langfristig den Ertrag schmälern. Die meisten
Anbaugebiete, die südlich von 8 Grad Nord liegen, dürften ab
Mitte bis Ende des Jahrhunderts betroffen sein. Am stärksten
bedroht sind ertragreiche Gebiete im Süden und an der Küste
Kolumbiens, da sie am weitesten vom Regenband entfernt
sein werden.
Auch die Zukunft von Ecuadors Bananenproduktion
dürfte
trüb aussehen. Gute Bananen benötigen hohe Temperaturen
und 2000 bis 2500 Liter Regen pro Quadratmeter
und Jahr. Aber Ecuador liegt heute schon südlich der ITCZ.
Reicht der Niederschlag dort derzeit gerade noch aus, dürfte
er durch die weitere Verlagerung des Regenbands bis zum
Jahr 2100 auf 1000 Liter pro Quadratmeter sinken. Bananen
ließen sich dann nicht mehr erzeugen. Ein Beispiel, wie
schnell die Erträge einbrechen können, liefern die Philippinen. Dort produzierte ungefähr die Hälfte der Plantagen
wegen einer ungewöhnlich langen Trockenzeit Anfang
2010 Früchte, die zu klein für die kommerzielle Verwertung
waren.
In allen genannten Gebieten wäre auch die Subsistenzwirtschaft
der Landbewohner betroffen. Als Folge käme es zu
einer massiven Abwanderung in die Städte, wo zusätzliche
Elendsviertel entstünden. Der Mangel an lokal erzeugten
Lebensmitteln müsste durch teure Einfuhren ausgeglichen
werden.
Wenn das Regenband weiter so schnell nach Norden wandert
wie in den letzten 400 Jahren, wirkt sich das auch auf die
Niederschläge in den USA aus. Anzeichen dafür gibt es schon.
So leidet der Südwesten der USA gerade unter einer schweren
mehrjährigen Dürre, die bei ungebremster Emission von
Treibhausgasen womöglich zur Norm im 21. Jahrhundert
wird. Höhere Temperaturen und eine stetige Verlagerung des
Regenbands drohen die nördlich daran anschließende subtropische
Trockenzone, die sich derzeit über Nordmexiko erstreckt,
in den Süden der USA zu verschieben.
Sichere Vorhersagen erfordern noch einige Arbeit. Die früheren
und heutigen Muster der Regenfälle in den Tropen lassen
sich am Computer bisher nicht präzise simulieren. Erst
wenn Klimamodelle, welche Daten von Sedimentbohrkernen
und anderen Quellen berücksichtigen, die in der Vergangenheit
und Gegenwart beobachtete Niederschlagsverteilung
exakt reproduzieren, lassen sich wirklich handfeste Prognosen
erstellen. Unsere Kollegen an der University of Washington
und andernorts arbeiten daran.
Wir hingegen werden weiterhin Sedimente von tropischen
Inseln innerhalb der ITCZ sowie nördlich und südlich
davon untersuchen, um die Position des Regenbands während
des letzten Millenniums noch genauer zu bestimmen –
als Basis für immer bessere Abschätzungen, wo die Niederschlagszone
künftig verlaufen wird.
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