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Anthropologie: Tuberkulose schon vor 500 000 Jahren

An der Schädelinnenseite
Die 500 000 Jahre alten Gebeine eines Homo erectus aus der Westtürkei schließen nicht nur eine geografische Lücke in der menschlichen Entwicklungsgeschichte, sie verlängern auch die Historie einer Krankheit – und zwar um ganze 495 000 Jahre. Der junge Mann war an Tuberkulose erkrankt.

Der bisher älteste Nachweis für die tödliche Infektionskrankheit – nämlich die Knochen von ägyptischen Mumien – stammten aus der Zeit zwischen 3000 und 2400 v. Chr. John Kappelman von der University of Texas und ein internationales Forscherteam hatten bei der Untersuchung der Knochen des türkischen Homo erectus ein bis zwei Millimeter große Verletzungen an der Schädelinnenseite festgestellt. Sie wurden durch eine bestimmte Form der Tuberkulose hervorgerufen, die das Gehirn schädigt.

Die Wissenschaftler führen die Krankheit auf eine Schwächung des Immunsystems infolge Vitamin-D-Mangels zurück. Die Produktion dieses Vitamins ist bei geringer Sonnenscheindauer eingeschränkt. Für die Forscher kann die Tuberkuloseerkrankung somit auch die so genannte Out-of-Africa-Theorie bestätigen. Jener Mann könnte also zu einer Gruppe von Homo erectus gehört haben, die erst kurz zuvor ihre afrikanische Heimat verlassen hatte – und deren Haut sich noch nicht an die Lichtverhältnisse in Europa angepasst hatte.

Miriam Müller

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