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Lebensmittelverunreinigung: Immunsystem übersieht Salmonellen in der Milz

Typhuserreger aus verunreinigtem Trinkwasser oder Speisen können mit Antibiotika nicht immer gut behandelt werden, denn das Immunsystem muss gleichzeitig mitarbeiten. Das klappt nicht überall im Körper gut und lässt einigen Keimen einen komfortablen Rückzugsraum.
Salmonellen-Kultur

Eine Infektion mit Salmonellen etwa durch verunreinigte Speisen sorgt für eine unangenehme akute Darmentzündung mit Durchfall, Kopf-, Bauch- und Gelenkschmerzen, Unwohlsein und manchmal Erbrechen. Immerhin ist sie oft nicht lebensbedrohlich. Betroffene sollten viel trinken und einer Dehydrierung entgegenwirken: Diese macht die Infektion bei geschwächten Personen, Älteren und Kleinkindern gefährlich. Im Medizinbetrieb bereiten die typischen Ausbrüche der meldepflichtigen Krankheit aber Kopfzerbrechen, weil sich einige der Salmonellen bei manchen Erkrankten sehr schlecht behandeln lassen. Diese scheiden trotz einer Behandlung mit Antibiotika manchmal lange nach Abklingen der Symptome immer weiter neue Erreger aus und können so wieder andere Menschen anstecken.

Das Phänomen dieser so genannten Dauerausscheider wird seit Langem erforscht. Spekuliert wird, dass das Immunsystem der Betroffenen eine Rolle spielt und einen Teil der vom Antibiotikum nicht abgetöteten Bakterien nicht völlig eliminiert. Die Ursachen dafür waren aber nicht klar, zudem ist unbekannt, wer betroffen sein könnte. Antibiotika werden daher nur in schweren Fällen zur Behandlung empfohlen: So soll auch eine Situation, in der sich einige Bakterien lange an Antibiotika gewöhnen können und unter dem Selektionsdruck des Wirkstoffs resistente Stämme bilden, vermieden werden.

Ein Team von Forschenden um Dirk Bumann vom Biozentrum der Universität Basel hat nun untersucht, wie es Typhus auslösenden Salmonellen im Körper gelingt, einer Antibiotikaattacke zu entgehen. Dabei zeigte sich, dass sich Salmonellen in bestimmten Geweben des Körpers mehr oder weniger gut vor den Angriffen des Immunsystems verstecken können, um zu überdauern.

Die Wissenschaftler sind den Bakterien im Körper mit Positronenemissionstomografie (PET) nachgegangen, wobei sie zunächst die Milz von infizierten Mäusen schichtweise nach Salmonellen durchsucht haben. Dabei wurde klar, dass die allermeisten Salmonellen in der roten Pulpa der Milz anzutreffen sind – jenem gut vom Blut durchströmten Teil des Milzinneren, in dem unter anderem ältere rote Blutkörperchen abgebaut werden.

Die Salmonellen in dieser Teil der Milz werden durch Antibiotika nahezu immer vollständig abgetötet, wie die Forscher herausfanden. Anders sieht das bei den wenigen Bakterien aus, die in der weißen Pulpa der Milz auftauchen. Die weiße Pulpa der Milz ist ein Herzstück des Lymphsystems und leitet Angriffe des Immunsystems ein – die in ihm versteckten Bakterien aber überleben dort eine Antibiotikatherapie gut, schreiben Bumann und sein Team im Fachmagazin »PNAS«.

Offenbar funktioniert gerade im weißen Teil der Milz die koordinierte Attacke von Antibiotika und Immunsystem auf die Bakterien schlecht, ermittelten die Forscher weiter. Entscheidend sind dabei neutrophile weiße Blutkörperchen, die in der weißen Pulpa – anders als in der roten – wenige Tage nach einer Infektion und dem Beginn einer Antibiotikatherapie nur noch in ganz geringen Mengen zu finden sind. Die dort ausharrenden Keime können dann stets neue Bakterien in den Rest des Körpers schicken und die Infektion lange trotz Behandlung immer wieder akut machen.

Ein möglicher Ausweg könnte das Ankurbeln der Körperabwehr sein, etwa mit Hilfe einer Immuntherapie, hoffen die Forscherinnen und Forscher: So könnte das die Dichte der Neutrophilen auch in der weißen Pulpa der Milz wirksam erhöhen und die Behandlung von Patienten effizienter machen.

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