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Urzeit-Räuber: Wo die Urheimat der Tyrannosaurier lag

Asien oder Nordamerika? In welcher Gegend der Erde sich die Vorfahren von T. rex entwickelten, ist heftig umstritten. Nun könnte der bisher engste bekannte Verwandte des Super-Räubers das Rätsel lösen.
Tyrannosaurus mcraeensis.
Tyrannosaurus mcraeensis war seinem berühmten Verwandten vermutlich sehr ähnlich, lebte aber rund sieben Millionen Jahre früher.

Zwei große Rätsel umgeben Tyrannosaurus rex, den beliebtesten und furchteinflößendsten Vertreter der Dinosaurier. Zum einen, wo auf der Welt die Abstammungslinie der Tyrannosaurini – der engsten Verwandten von T. rex – ursprünglich herstammt, und zum anderen, warum sie so groß wurden. Nun wirft die Analyse eines unvollständigen Schädels neues Licht auf diese Fragen. Wie ein Team um Nicholas R. Longrich von der University of Bath berichtet, gehören die Bruchstücke zum Skelett der neuen Tyrannosaurier-Art Tyrannosaurus mcraeensis – des bislang engsten bekannten Verwandten von Tyrannosaurus rex. Diese Neubewertung deute darauf hin, dass die Urheimat der Tyrannosaurier im Süden des Kontinents Laramidia lag, schreiben die Forschenden in der Fachzeitschrift »Scientific Reports«. Dort seien sie zu enormer Größe angewachsen, weil auch ihre Beutetiere in dieser Region größer und größer wurden.

Wo die Tyrannosaurier einst nach langem Schattendasein plötzlich zu gigantischen Räubern wurden, ist seit geraumer Zeit umstritten. T. rex selbst lebte im heutigen Nordamerika, das damals durch ein Binnenmeer in das östliche Appalachia und den Westkontinent Laramidia aufgeteilt war. Dort lebte rund 15 Millionen Jahre früher auch sein deutlich kleinerer Vorläufer Lythronax argestes. Seine engsten bisher bekannten Verwandten, Tarbosaurus bataar und Zhuchentyrannus magnus, fand man jedoch in Asien. Da sie älter sind als T. rex, gibt es zwei mögliche Szenarien. Entweder die Vorläufer der Tyrannosaurini wanderten nach Asien, wo die großen Tyrannosaurier entstanden, von denen dann wieder ein Teil zurück nach Nordamerika wanderte – oder die ganze Tyranno-Sippschaft entstand im südlichen Laramidia und spaltete sich später in einen asiatischen und in einen nordamerikanischen Zweig auf.

Die Entdeckung von Tyrannosaurus mcraeensis legt nun nach Ansicht des Teams um Longrich die zweite Möglichkeit nahe. Ursprünglich war der bereits 1983 gefundene Schädel T. rex zugeordnet worden, doch die Arbeitsgruppe identifizierte eine Reihe von Unterschieden, die den Schädel ihrer Ansicht nach zu einer neuen Art gehören lassen. Diese lebte laut Datierungen etwa sieben Millionen Jahre vor T. rex im südlichen Laramidia und war etwa genau so groß. Die Gegenwart eines so großen Tyrannosauriers zu diesem frühen Zeitpunkt deute darauf hin, dass die Tyrannosaurini dort entstanden seien und sich erst später nach Norden und Richtung Asien verbreitet hätten.

Dazu passe ebenfalls, dass andere Dinosauriergruppen im Südteil von Laramidia ebenfalls sehr groß geworden seien und sich dann verbreitet hätten, schreibt das Team weiter. Der dort aufgetretene Gigantismus gleich mehrerer Sauriergruppen hätte demnach vor rund 72 Millionen Jahren auch das Größenwachstum der Tyrannosaurier angetrieben – sie mussten schlicht mit ihrer Beute Schritt halten. Warum die Pflanzenfresser damals so groß wurden, ist allerdings noch ungeklärt. Außerdem gestehen die Fachleute ein, dass das ganze Szenario noch auf etwas wackligen Füßen stehe. Ein Ursprung der Tyrannosaurier in Asien sei nach wie vor möglich – insbesondere wenn Zhuchengtyrannus und Tarbosaurus untereinander nicht so eng verwandt sind, wie in der Studie angenommen. Dazu müsse man aber noch mehr über die asiatischen Tyrannosaurier erfahren.

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