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News: Über den Wolken lauert der Krebs

Jet-Crews haben erhöhtes Risiko für bestimmte Krebsarten - zumindest nach einer Studie dänischer Wissenschaftlern. Ihre Ergebnisse weisen darauf hin, daß das Risiko für Melanom- und andere Hautkrebserkrankungen bei Flugzeugbesatzungen signifikant erhöht ist. Piloten haben nach Aussage der Forscher sogar das fünffache Risko, an einer akuten myeloischen Leukämie zu erkranken, wenn sie mehr als 5000 Flugstunden absolviert haben.
Hans Storm und eine Co-Autorin haben die Ergebnisse ihrer epidemiologischen Studie in The Lancet vom 11. Dezember 1999 veröffentlicht. Sie dürfte in Luftfahrtkreisen für neue Diskussionen über das Berufsrisiko der fliegenden Crews sorgen.

Die Experten vom Institute of Cancer Epidemiology der Danish Cancer Society analysierten die Daten von 3 877 Angehörigen des fliegenden Personals des Landes. Dabei wurden Informationen über insgesamt 61 095-Personen-Jahre gesammelt. Es handelte sich um 3 790 Männer und 87 Frauen.

Die Wissenschaftler der Danish Cancer Society über das bis dato vorliegende wissenschaftliche Material zur Krebshäufigkeit bei Flugzeug-Crews: "Studien über die Sterblichkeit in kleinen Untergruppen von Piloten von kanadischen, japanischen und britischen Fluggesellschaften haben bisher eine geringfügige Erhöhung der Krebssterblichkeit infolge von Dickdarm-Karzinomen, Gehirntumoren sowie Krebserkrankungen des Nervensystems, durch Hodgkin-Erkrankungen (Blutkrebs), Prostatakarzinome, Hautkrebs und akuter myeloischer Leukämie gezeigt. In einer vor kurzem durchgeführten Studie mit Piloten der Air Canada zwischen 1950 und 1992 wurde eine geringe Zunahme von Prostata-, Hautkrebs und akuter myeloischer Leukämie belegt."

Hans Storm und seine Mitarbeiter analysierten deshalb ihre Daten in ähnlicher Form und stellten sie den Vergleichsdaten aus der "normalen" Bevölkerung gegenüber. Nach Feststellung der Forscher betrug die "Gesamtzahl der Krebserkrankungen [unter dem fliegenden Personal] 169, während man [in einer solchen Gruppe normalerweise] 153 solcher Erkrankungen hätte erwarten müssen."

Die Hauptergebnisse der dänischen Studie, welche offenbar einen Gutteil der bereits zitierten älteren wissenschaftlichen Untersuchungen bestätigte, lauten folgendermaßen:

  • Insgesamt wurde bei Piloten und bei allen Angehörigen des fliegenden Personal kein statistisch signifikant erhöhtes Krebsrisiko registriert.

  • Doch bei Melanom-Erkrankungen und bei sonstigem Hautkrebs gab es mit einer 2,4- bzw. 2,3fachen Häufigkeit im Vergleich zur sonstigen Bevölkerung eine statistisch signifikant größere Gefährdung.

  • Die wohl größte Gefahr: Unter den Jet-Piloten mit mehr als 5 000 Flugstunden zeigte sich ein auf das 5,1fache erhöhtes Risiko für akute myeloische Leukämie.

Die wahrscheinlichste Ursache dieser Erkrankungen ist nach Annahme der Fachleute die Höhenstrahlung, der die Betroffenen während ihres Berufslebens ausgesetzt sind. "Solche Crews können Belastungen von bis zu neun Millisievert Strahlung pro Jahr abbekommen. Das ist das Vier- bis Fünffache der normalen natürlichen Hintergrundstrahlung, die eine niedrige Dosis darstellt", heißt es in der Studie. Zusätzlich sei noch einzurechnen, daß die Angehörigen des fliegenden Personals während ihrer Arbeit über den Wolken auch womöglich einer Neutronenstrahlung ausgesetzt sind, die zehn- bis hundertfach größere biologische Effekte als die sonstige Gamma-Strahlung habe.

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