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News: Über die feurige Jugend einer Dame

Als die Raumsonde Magellan Anfang der neunziger Jahre die Venus erkundete, brachte sie für einige Wissenschaftler eine erstaunliche Einsicht: Der Planet muß seine vulkanische Aktivität innerhalb eines geologischen Augenblicks eingestellt haben - also in etwa zehn bis hundert Millionen Jahren. Radaraufnahmen derselben Sonde überzeugten nun andere Wissenschaftler anzunehmen, daß die feurige Jugend der Venus nicht so abrupt endete. Denn eine nochmalige Auswertung zeigte eine große Anzahl von Kratern, die mit Lava angefüllt und von ihr umgeben sind.
Die erkalteten Lavaströme in den Ebenen der Venusoberfläche sind übersäht von Meteoritenkratern , die sich innerhalb der letzten halben Milliarde Jahre angesammelt haben. Auf dem ersten Blick erschienen auf den Bildern von Magellan nur fünf bis zehn Prozent dieser Krater mit Lava gefüllt. Das legte die Vermutung nahe, daß der Lavanachschub recht plötzlich stoppte. Und da man dies zunächst überhaupt nicht erwartet hatte, mußten neue Theorien her: Es war von einem plötzlichen Gefrieren der Oberfläche die Rede und vom zyklischen Versinken von Krustenplatten.

Radaraufnahmen boten allerdings Anzeichen, daß der Boden zahlreicher Krater durch Lava geglättet wurde. Die entstand, wie man annahm, als beim Aufprall Gestein schmolz. Dieser Vermutung gingen Robert Herrick vom Lunar and Planetary Institute in Houston und Virgil Sharpton von der University of Alaska in Fairbanks nach. Sie überprüften, in welchem Ausmaß Lava aus den Kratern herausgeflossen war, beziehungsweise in sie hinein. Dazu benutzten sie dreidimensionale Stereobilder, die erstellt wurden, als Magellan auf einer geringen Zahl von Umläufen dieselben Krater von unterschiedlichen Winkeln aufgenommen hat. Das erlaubte den Forscher, bei siebzig Kratern jeweils die relativen Höhen der Kraterrinnen, der Böden und der umliegenden Gebiete zu bestimmen.

Aus diesen Daten lesen Herrick und Sharpton, daß sich Lava nicht nur in den Kratern gebildet hat, sondern auch um die Krater floß. Im Mittel liegen sowohl die Kraterböden als auch die umliegenden Gebiete bei den Kratern höher, die durch Lava geglättet wurden. "Das muß heißen, daß diese Dinger nicht nur von innen gefüllt wurden, sondern auch von außen von Lava umgeben wurden", sagt Herrick und legt damit nahe, daß es auf der Venus auch in den letzten 500 Millionen Jahren vulkanische Aktivität gab. Die Annahme von einem plötzlichen Ausstieg aus dem Lavageschäft sei auf jeden Fall falsch. Die Ergebnisse wurden auf der Lunar and Planetary Science Conference im Frühjahr 1999 vorgestellt. Die meisten Wissenschaftler sind jedoch nicht so überzeugt wie Herrick und Sharpton. Der Radarspezialist Ellen Stofan vom Jet Propulsion Laboratory in Pasadena meint zumindest: "Ich denke, sie sind auf dem richtigen Weg."

Siehe auch

  • Spektrum Ticker vom 18.9.1998
    "Des Pudels Kern"
    (nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
  • Spektrum Ticker vom 10.3.1998
    "Die Kruste der Venus"
  • Spektrum der Wissenschaft 5/99, Seite 38
    "Klima und Vulkanismus auf der Venus"

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