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Übergewicht: An zu wenig Bewegung liegt es offenbar nicht

Menschen werden übergewichtig, weil sie kaum Sport treiben. Oder eher, weil sie mehr essen, als ihr Körper braucht? Eine neue Studie gibt auf diese Frage eine eindeutige Antwort.
Eine reichhaltige Auswahl an verschiedenen Gerichten auf einem rustikalen Holztisch. Zu sehen sind ein Burger mit Pommes, gegrillte Fleischspieße, Tacos mit buntem Gemüse, ein Steak mit Paprika, eine Pizza mit Tomaten und Basilikum, Hot Dogs mit Senf und Ketchup sowie verschiedene Dips und Saucen. Frische Zutaten wie Tomaten, Zwiebeln und Kräuter sind ebenfalls verteilt. Getränke wie Bier und Cocktails ergänzen das Arrangement. Keine Personen sind im Bild zu sehen.
Burger, Steak, Pommes, Pizza – für viele ist all das ziemlich lecker. Aber zu viel davon sorgt sehr wahrscheinlich für einen Gewichtsanstieg.

Viele Menschen in Industrieländern haben ein Problem mit Übergewicht – und das hat offenbar vor allem mit einer zu hohen Kalorienaufnahme zu tun. Zu diesem Schluss kommt ein Team um Amanda McGrosky von der Duke University im US-amerikanischen Durham in einer Überblicksstudie, die im Fachblatt »PNAS« erschienen ist.

Es sei klar, dass Menschen übergewichtig würden, wenn sie mehr Kalorien aufnähmen, als sie verbrauchten, schreiben die Autoren. Bislang sei jedoch unklar gewesen, ob so viele Menschen übergewichtig seien, weil sie zu viele Kalorien zu sich nehmen – oder weil sie zu wenig Energie umsetzen, also sich nicht genug bewegen.

McGrosky und ihre Kollegen kommen zu einem eindeutigen Ergebnis: Eine erhöhte Energiezufuhr spiele für die Übergewichtskrise eine etwa zehnmal so große Rolle wie der Energieumsatz auf Grund körperlicher Aktivität.

Das Forschungsteam wertete Daten zum Body Mass Index (BMI) aus sowie zum Körperfettanteil und Energieumsatz von 4213 Menschen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Studie stammten aus 34 verschiedenen Bevölkerungsgruppen von sechs Kontinenten, die sehr unterschiedliche Lebensstile pflegten. Vertreten waren Angehörige von Jäger-und-Sammler-Gruppen, Menschen aus bäuerlich lebenden Bevölkerungen sowie solchen aus Industrieländern.

Trotz Sport steigt das Körpergewicht

Wenig überraschend zeigte sich ein Zusammenhang zwischen dem Leben in wirtschaftlich hoch entwickelten Ländern und einem höheren BMI sowie Körperfettanteil. Allerdings wiesen die Menschen in entwickelten Ländern auch einen höheren Grund- sowie Gesamtenergieumsatz auf, wie Messungen mit doppelt markiertem Wasser sowie kalorimetrische Messungen belegten. Aus der Differenz beider Werte lässt sich der Energieumsatz auf Grund körperlicher Aktivität bestimmen, der ebenfalls mit steigendem Entwicklungsindex leicht zunahm. Mit anderen Worten: Das weit verbreitete Übergewicht in den Industrieländern ließ sich nicht einfach dadurch erklären, dass die Menschen dort körperlich zu inaktiv sind.

Im Verdacht hat das Forschungsteam vielmehr so genannte hoch verarbeitete Lebensmittel, die in den Industrieländern besonders verbreitet sind. Dazu zählen etwa Wurst, Süßigkeiten oder Fertiggerichte. Wo solche Lebensmittel häufig konsumiert werden, zeigte sich laut den Studienautoren ein höherer Körperfettanteil. Dies könne daran liegen, dass die breite Verfügbarkeit und die niedrigen Kosten dieser Lebensmittel zu übermäßigem Konsum anregten.

Die Autoren haben zwar keine detaillierten Informationen über die Ernährungsgewohnheiten der untersuchten Gruppen, legen aber dennoch nahe, dass die Ernährung in Industrieländern eine wichtige Rolle zu spielen scheint. Die Erkenntnisse seien eine wichtige Informationsgrundlage, um beispielsweise in der Gesundheitspolitik gegenzusteuern. Allerdings sollte nun nicht im Umkehrschluss auf Bewegung verzichtet werden, betonen die Wissenschaftler. Im Gegenteil: Körperliche Aktivität sei für eine gute Gesundheit grundlegend.

Viele westliche Länder kämpfen mit Fettleibigkeit als Volkskrankheit: In Deutschland sind nach Angaben der Deutschen Adipositas Gesellschaft rund zwei Drittel der Männer und gut die Hälfte der Frauen übergewichtig. Das Problem hat sich in den vergangenen Jahrzehnten global deutlich verschärft, auch bei Kindern und Jugendlichen. Damit geht ein höheres Risiko für gesundheitliche Probleme und chronische Erkrankungen einher. (dpa/kas/fs)

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  • Quellen
McGrosky, A. et al., PNAS 10.1073/pnas.2420902122, 2025

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