Mikrobiologie: Überleben unter dem Meer
Selbst die steinerne Tiefe der Erdkruste hält Leben nicht davon ab, sich zu entwickeln. Noch 750 Meter unter dem Meeresgrund existieren Mikroben in trauter Eintracht. Das zeigen Gesteinsproben, die ein Forscherteam aus dem Boden des Atlantis Bank Tiefseebergs im Indischen Ozean geborgen hat. Dort ist die untere Erdkruste frei gelegt, wie ein Team im Magazin »Nature« berichtet.
Es ist bekannt, dass Mikroorganismen in der oberen Erdkruste vorhanden sind, aber es gibt nur begrenzte Informationen über die untere ozeanische Kruste. Jeder Fund ist wertvoll, weil er etwas darüber verrät, wie die Mikroben in dieser extremen Umgebung überleben können. Denn in der kargen Umgebung ist es extrem schwierig, ausreichende Mengen an Kohlenstoff und Energie für Wachstum und andere Prozesse gewinnen.
Virginia Edgcomb und ihre Kollegen haben eine Reihe von Bakterien, Pilzen und Archaeen gefunden, die Haarrisse in Felsen von 10 bis 750 Metern unter dem Meeresboden bewohnen. Um herauszufinden, wie die Mikrobengemeinschaft das schafft, hat die Forscherin die Enzymaktivität gemessen und mit Lipid-Biomarkern, Markergenen und Mikroskopie gearbeitet.
Das Ergebnis: Die Gemeinschaft mit ultraniedrigen Zelldichten (weniger als 2000 Zellen pro Kubikzentimeter) hat sich zum einen an die Bedingungen angepasst, indem sie ein niedriges Niveau der Zellaktivität aufrechterhält. Zum anderen, indem sie sich von Kohlenstoff aus Fragmenten von Aminosäuren und anderen organischen Molekülen ernährt, die von den Meeresströmungen in der Tiefe getragen werden. Ressourcenrecycling der Extreme also.
Nun gelte es, die ozeanischen Kruste weiter zu erforschen, schreiben die Autoren. Denn nur dann lässt sich herausfinden, ob es ähnlich vielfältige und aktive Mikrobiota auch andernorts in den Tiefen des Meeresbodens gibt.
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