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Paläoanthropologie: Überraschend frühe Technikrevolution

Faustkeil
Die Kulturstufe des Acheuléen ist vor allem bekannt für das erste Hightechgerät der Menschheitsgeschichte: den Faustkeil. Die tropfenförmigen Werkzeuge lösten das deutlich primitivere Gerät des Oldowan ab, das aus überwiegend grob behauenen Felsbrocken bestand.

Laut Untersuchungen von Wissenschaftlern um Christopher Lepre von der Rutgers University fertigten Menschen den neuartigen Acheuléen-Werkzeugtyp allerdings viel früher als gedacht: Faustkeile sind neuen Datierungen zufolge rund eine Viertelmillion Jahre älter als die ältesten bekannten Funde. Das Erdreich um die Artefakte aus Westturkana in Kenia datierten Lepre und Kollegen auf ein Alter von 1,76 Millionen Jahren.

Direkt neben den Faustkeilen waren auch Steinwerkzeuge der älteren Oldowan-Kulturstufe zum Vorschein gekommen. Demnach existierten zumindest zeitweise beide Herstellungsverfahren parallel. Wahrscheinlich waren es Angehörige der Art Homo erectus, die die acheuléentypische Faustkeilform entwickelt haben. Die früheren Geröllwerkzeuge fertigte dagegen bereits deren Vorfahr, Homo habilis.

Überrascht sind die Forscher darüber, dass offenbar diejenigen Vertreter von Homo erectus, die sich als Erste aus Afrika aufmachten, noch der älteren Kulturstufe angehörten, obwohl zum Zeitpunkt ihres Auszugs vor etwas mehr als anderthalb Millionen Jahren die neue Acheuléen-Technik bereits existierte.

Im Allgemeinen bringen Anthropologen die Entstehung der aufwändigen Faustkeile mit einer kognitiven Reifung in Zusammenhang. Dieser technologisch fortentwickelte Homo erectus blieb allerdings zunächst in Afrika und lebte erst vor rund einer Million Jahren seinen Entdeckerdrang aus: Ab diesem Zeitpunkt häufen sich dann auch außerhalb Afrikas die Acheuléen-Artefakte. (jd)

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