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Aufmerksamkeit: Übung macht den Meister

Die Aufnahmefähigkeit des Gehirns lässt sich trainieren.
Buchstabensalat

Ein wenig Training hilft dabei, Reize zu erkennen, von denen man eigentlich dachte, dass sie unterhalb der Wahrnehmungsschwelle des Menschen liegen. Psychologen um Takeo Watanabe von der Brown University in Providence betrachteten dazu ein Phänomen, das als "Aufmerksamkeitsblinzeln" bezeichnet wird: Folgen zwei Reize zu schnell hintereinander, neigen wir dazu, den zweiten nicht mehr bewusst wahrzunehmen.

Die Ursache dafür vermuteten Wissenschaftler lange in Kapazitätsgrenzen unseres Denkorgans: Grundlegende sinnesverarbeitende Systeme seien noch immer mit dem letzten Reiz beschäftigt und würden daher den zweiten ausblenden. Dass dies offenbar nicht stimmt, belegten nun die Wissenschaftler um Watanabe.

Sie konzentrierten sich auf ein traditionelles Experiment, mit dem sich das Aufmerksamkeitsblinzeln im Labor provozieren lässt: Etwa alle Zehntelsekunde lässt man auf einem Bildschirm wechselnde Buchstaben aufblitzen und bittet Probanden, speziell auf die vereinzelt daruntergemischten Zahlen zu achten. Sinkt der zeitliche Abstand zweier Zahlen auf unter eine halbe Sekunde, bleibt die zweite Zahl in den meisten Fällen unbemerkt.

Nun erhöhten die Forscher künstlich die Wahrnehmbarkeit des zweiten Reizes, indem sie ihn farbig markierten, und ließen jeden Freiwilligen rund 450 Testdurchläufe machen. Am folgenden Tag mussten die Teilnehmer den Test in seiner Ursprungsform wiederholen. Zur Freude der Wissenschaftler entging den Probanden nun kaum noch eine Zahl. Eine Nachuntersuchung ergab, dass dieser Trainingseffekt mindestens ein Dreivierteljahr lang anhält.

Das Training schlägt sich vor allem in einem Bereich des Gehirns nieder, der für die Steuerung der Aufmerksamkeit verantwortlich ist – dem dorsolateralen Präfrontalkortex. Hirnareale, die an der Sinneswahrnehmung mitwirken, ändern ihre Aktivität durch das Training nicht, wie Watanabe und sein Team herausfanden. Sie hatten dazu Versuchspersonen vor und nach dem Training mit Hilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie untersucht. Ob das Training den Probanden auch im Alltag einen Vorteil brachte – oder nur bei dieser speziellen Laboraufgabe –, haben die Forscher allerdings nicht untersucht.

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