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Ornithologie: Ultraschneller Gesangsmuskel bei Vögeln

Zebrafinken
Singvögel können ihre Stimmmuskeln bis zu 100 Mal schneller zusammenziehen, als Menschen mit ihrem Augenlid blinzeln. Damit halten die Sänger den Rekord für die bislang schnellsten Muskelbewegungen im Wirbeltierreich.

Singender Star | Singende Vögel können ihre Stimmmuskulatur in Höchstgeschwindigkeit bewegen.
Entdeckt haben die Forscher um Coen Elemans von der University of Utah in Salt Lake City die superschnellen Muskeln, die für die Lautbildung zuständig sind, bei Staren und Zebrafinken, doch dürften sie sich auch bei vielen andern Singvögeln finden [1]. Die Biologen maßen dazu die Muskelaktivität von singenden Vögeln sowie anschließend von isolierten Muskeln im Labor: Die Syrinxringe – der wissenschaftliche Name für die Stimmmuskulatur – der Tiere zogen sich dabei in jeweils 3 bis 4 Millisekunden zusammen und entspannten sich anschließend wieder genauso schnell. Menschliches Zwinkern benötigt dagegen 300 bis 400 Millisekunden.

Ihre Geschwindkeit lässt die Vögel die Lautstärke wie Frequenz ihrer Gesänge sehr schnell ändern, was die Lieder sehr variabel macht. Und da sie damit mechanische Arbeiten in einer Frequenz von bis zu 250 Hertz verrichten können, lassen sich Tonelemente bis zu 250 Mal pro Sekunde verändern – ein Tempo, dem ansonsten nur die geräuscherzeugenden Schwanzmuskeln der Klapperschlange, die Schwimmblasen einiger Fische und sowie der Stimmkopf der Lachtaube (Streptopelia risoria) gewachsen sind.

Halsbandschnäpper | Auf die Persönlichkeit beim Gesang kommt es an – danach wählen weibliche Halsbandschnäpper ihre Männchen aus.
Eingesetzt wird der Gesang vor allem, um das Revier gegenüber Nebenbuhlern abzugrenzen sowie um Weibchen zu betören – den Erfolg dieser Werbung in Abhängigkeit von der Stimmfestigkeit hat nun László Garamszegi von der Universität in Antwerpen und seine Mannschaft neuerlich untersucht [2]. Ihnen ging es vor allem um die persönliche Note im Gesang und was diese über die guten Qualitäten der beobachteten Halsbandschnäppermännchen (Ficedula albicollis) aussagt.

Erwartungsgemäß zwitscherten die Vögel mit individuellen Unterschieden, doch mehr noch kam es auf die Kombination aus ausdrucksstarkem Gesang und gut gewähltem Vortragsort an, wie die Forscher mit einem Freilandexperiment belegen. Demnach verpaaren sich jene Halsbandschnäpper zuerst – und bekommen damit in der Regel wohl auch die besseren Weibchen ab –, die nahe des Bodens, aber auf exponierten Posten trällerten. Nur die stärksten und mutigsten Männchen können sich dies energetisch leisten, denn dort drohen verstärkt Beutegreifer wie Katzen, vor denen sie gleichzeitig auf der Hut sein müssen und schnell fliehen können. Diese persönlichen Stärken der überlebenden Schnäpper belohnen die Weibchen schließlich mit Paarungserfolg, denn sie wollen ihren Nachwuchs daran teilhaben lassen. (dl)

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