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News: Um den Verstand getrunken

'Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren', heißt es. Werden daraus aber zu häufig zu viele Gläser, dann sind auch die ersten organischen Schäden nicht mehr weit. Und die treten auch im Gehirn auf, wie magnetresonanzspektroskopische Aufnahmen zeigen. Sie erklären die beeinträchtigte Gehirnleistung der Betroffenen bei bestimmten psychologischen Tests.
Zuviel Alkohol schadet dem Gehirn – das ist bekannt. Zahlreiche psychologische Tests an Alkoholabhängigen zeigen, dass beispielsweise deren räumliche Wahrnehmungsfähigkeit und die Gedächtnisleistung erheblich beeinträchtigt sind. Männer scheinen dabei weniger empfindlicher auf die Droge zu reagieren als Frauen, bei denen die Störungen sehr viel früher auftreten.

Susan Tapert von der University of California in San Diego und ihre Kollegen wollten der Ursache für die beeinträchtigten Gehirnleistungen genauer auf die Spur kommen. Sie untersuchten 18- bis 25-jährige Frauen, die seit der Pubertät alkoholabhängig sind, sowie gleichaltrige Frauen ohne Alkoholprobleme. Alle Versuchsteilnehmerinnen hatten seit 72 Stunden keinen Alkohol mehr getrunken. Die Wissenschaftler beschäftigten die Frauen mit einem nicht-verbalen Test, mit dem sie das Arbeitsgedächtnis überprüfen wollten. Bei solchen Aufgaben müssen die Freiwilligen meist visuelle Informationen wie Karten oder Puzzles im Gehirn räumlich umsetzen und verarbeiten. Bei den meisten Menschen sind hierbei bestimmte Regionen in den vorderen und seitlichen Stirnlappen besonders der rechte Gehirnhälfte aktiv.

Während die Frauen den Test absolvierten, verfolgten die Forscher die Gehirnaktivität mit funktioneller Magnetresonanzspektroskopie. Damit könnten sie beobachten, wie sich der Sauerstoffgehalt des Blutes im Rahmen des Nachdenkens veränderte. Sie stellten fest, dass bei den alkoholabhängigen Frauen die entsprechenden Gehirnregionen weniger stark aktiviert waren als in der Kontrollgruppe. Teilweise nutzten sie sogar ganz andere Hirnbereiche.

Wie Tapert und ihre Kollegen nun vermuten, lassen sich die schlechteren Gehirnleistungen von Alkoholabhängigen wohl darauf zurückführen, dass sie weniger geeignete Hirnregionen aktivieren oder die Aktivierung der richtigen Zentren zu schwach ist. Die Wissenschaftler wollen jetzt in weiteren Versuchen überprüfen, ob die Veränderungen permanent sind, oder ob sie sich bei Abstinenz wieder zurückbilden. Groß sind ihre Hoffnungen dabei offenbar nicht, denn Tapert bemerkt, dass drei der zehn alkoholabhängigen Frauen schon seit mindestens einem halben Jahr "trocken" waren und trotzdem genauso schlecht abschnitten wie die anderen in ihrer Gruppe.

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