Umweltverschmutzung: Quecksilberbelastung bei Tunfischen unverändert hoch
Bereits seit Jahrzehnten gibt es Bemühungen, den Eintrag von Quecksilber in die Umwelt zu reduzieren. Der Ausstoß des Metalls hat sich in den vergangenen 50 Jahren vor allem in Europa, Nordamerika und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion stark verringert. Doch die Schäden der Vergangenheit lassen sich nicht so einfach korrigieren. So sind die Quecksilberwerte bei Tunfischen seit Anfang der 1970er Jahre nahezu unverändert, wie eine Studie in »Environmental Science & Technology Letters« zeigt.
In Gewässern findet sich die Substanz in Form des hochgiftigen und nervenschädigenden Methylquecksilbers. Insbesondere Raubvögel und -fische, die ständig damit belastete Beute fressen, reichern es in ihrem Fleisch an. Um herauszufinden, ob sich die Belastung mit Quecksilber bei Tunfischen in den vergangenen Jahrzehnten verringert hat, untersuchte ein Forschungsteam um Anne Lorrain von der Université de Bretagne Occidentale in Plouzané rund 3000 Muskelfleischproben von Tunfischen. Diese wurden zwischen 1971 und 2022 im Pazifik, Atlantik und Indischen Ozean gefangen und stammen von unterschiedlichen Arten wie dem Echten Bonito (Katsuwonus pelamis), dem Großaugen- (Thunnus obesus) und dem Gelbflossen-Thun (Thunnus albacares). Auf diese drei Arten entfallen rund 94 Prozent der weltweiten Tunfischfänge.
Die Forschenden stellten fest, dass die Quecksilberkonzentrationen in den Tunfischen im betrachteten Zeitraum weltweit stabil waren. Und das, obwohl weniger Quecksilber in die Umwelt gelangte: Der weltweite jährliche Ausstoß unter anderem durch die Verbrennung von Kohle und beim Bergbau lag 1970 bei etwa 3000 Tonnen und sank bis 1980 auf rund 2000 Tonnen, wie das Team schreibt. Auf diesem Niveau blieben die Emissionen, bis es 2008 wieder zu einem leichten Anstieg kam.
Die gemessene Quecksilberkonzentration bei den Proben lag im Schnitt über die Jahre hinweg bei rund einem Mikrogramm (millionstel Gramm) pro Gramm Fisch. Das Team geht davon aus, dass Werte in Tunfischen so statisch sind, weil eingelagertes Quecksilber aus tieferen Wasserschichten in die flacheren Gewässer gelangt, wo die Tiere leben. Das Altquecksilber aus den Wassertiefen wurde vermutlich bereits vor Jahren oder sogar Jahrzehnten emittiert und spiegelt deswegen nicht die Auswirkungen der sinkenden Emissionen in der Luft wider. Diese These wird auch durch die Untersuchung bestimmter Proben gestützt: Beim Großaugen-Thun aus dem südwestlichen Pazifik waren die Quecksilberwerte zwei- bis dreimal so hoch wie im Durchschnitt – die Tunfische jagen in dieser Region in tieferen Gewässern.
Auch die mathematischen Modelle der Forscher, die drei schrittweise restriktivere Umweltmaßnahmen simulieren, stützen ihre Theorie. Laut den Modellen bräuchte selbst die restriktivste Emissionspolitik 10 bis 25 Jahre, um die Konzentrationen im Meer zu beeinflussen, und die Werte bei den Tunfischen würden erst Jahrzehnte später sinken. Die Forscher räumen ein, dass ihre Vorhersagen nicht alle Variablen in der Tunfischökologie oder der marinen Biogeochemie berücksichtigen. Doch zeigten ihre Ergebnisse, dass trotz Reduktion der Emissionen die Quecksilberwerte der Fischbestände langfristig überwacht werden sollten.
Quecksilber ist ein flüssiges Metall, das in kleinen Mengen bereits bei Raumtemperatur verdampft. In Nahrungsnetzen von Gewässern reichert es sich in Form des hochgiftigen Methylquecksilbers an. Deutlich belastet sind langlebige Raubfische wie Heilbutt, Schwert- und Tunfisch. Methylquecksilber kann das zentrale Nervensystem vor allem von ungeborenen Kindern schädigen, weshalb Schwangeren vom Verzehr von Tunfisch abzuraten ist, schreibt das Umweltbundesamt (UBA). Auch Säuglinge und Kleinkinder seien hinsichtlich der neurotoxischen Wirkungen besonders gefährdet, weil ihre Entwicklung noch nicht abgeschlossen und das Nervengewebe daher sehr anfällig ist. Insgesamt sei die Quecksilberbelastung laut UBA bei den üblichen verzehrten Mengen in Deutschland gesundheitlich jedoch unbedenklich. Neben Seefischen sind Zahnfüllungen eine Hauptquelle für Quecksilber im menschlichen Körper, weshalb die EU sich nun auf ein Verbot von Amalgamfüllungen geeinigt hat.
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