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News: Umzug leicht gemacht

Wer bislang dachte, Nashörner haben ihren eigenen Kopf und lassen sich nichts vorschreiben, der irrt. In manchen Situationen ist es ratsam, auf seinen Kumpel zu hören.
Breitmaulnashorn
Wer schon öfter umziehen musste – aus privaten oder beruflichen Gründen –, kennt dieses Gefühl bestimmt. Alles am neuen Wohnort erscheint zunächst einmal fremd und muss oft langwierig erkundet werden: Straßennamen, Einkaufsmöglichkeiten, Einwohnermeldeamt, Post, Bank und vieles mehr. Wie nützlich und vor allem zeitsparend wäre es, einen persönlichen Lotsen zu haben, der einem in der Eingewöhnungsphase mit Rat und Tat zur Seite steht.

Dieses Prinzip scheint beim Breitmaulnashorn (Ceratotherium simum) im südafrikanischen KwaZulu-Natal schon längst verwirklicht zu sein, wie Adrian Shrader und Norman Owen-Smith von der University of the Witwatersrand jetzt herausfanden. Zwei Jahre lang haben sie das Verhalten dieser Tiere untersucht, indem sie den Nashörnern Radio-Sender in deren Hörner implantierten, um so ihre Wanderungen verfolgen zu können.

Dabei entdeckten sie, dass sich vor allem junge Breitmaulnashörner nicht allein in ein neues Gebiet vorwagen. Vielmehr werden sie auf ihrer Entdeckungsreise von einem Nashorn begleitet, welches das Territorium bereits kennt. "Sie suchen sich einen Kumpel", erzählt Shrader.

Da Nashörner meist Einzelgänger sind, war diese Erkenntnis über ihre zumindest zeitweilige Geselligkeit zunächst verblüffend. In Gegenden, in denen oftmals das Überleben nicht als Selbstverständlichkeit gilt, ist die Entscheidung, das Solisten-Dasein aufzugeben, aber durchaus vernünftig. So erhalten die Neulinge von ihrem "Lotsen" alle wichtigen Daten und Informationen rund um das ungewohnte Gebiet, wie zum Beispiel den Ort von Nahrungsquellen und Wasserlöchern oder aber Wissenswertes über mögliche Feinde und Räuber innerhalb des Territoriums.

Die Nashorn-Kameradschaft auf Zeit könnte nun für die Reservathaltung wichtig sein. Seitdem Naturschützer versuchen, mit verschiedenen Maßnahmen bedrohte Arten in Afrika zu erhalten, wachsen die Bestände der Tiere stetig an. Als Folge davon wird der Raum innerhalb einiger Reservate sehr eng, sodass überzählige Tiere umgesiedelt werden müssen. Den gewonnenen Platz nutzt der Restbestand jedoch nicht zwangsläufig, da er ungewohntes und damit zugleich bedrohliches Terrain darstellt. Tiere, die vetraut mit der Umgebung sind und bei einem Zwangsumzug verschont werden, könnten aber den übrigen Nashörner helfen, indem sie ihnen als "Lotsen" den Weg in das noch unbekannte Gebiet öffnen. Damit ließen sich nach Ansicht Shraders erhebliche Kosten bei der Verbreitung der Nashörner sparen.

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