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News: Unbewußte Angst

Viele Menschen werden beim Anblick bestimmter Tiere nervös, manchmal sogar panisch. Schlangen, Spinnen, Ratten sind die bevorzugten Auslöser dieser Reaktion. Die Wissenschaft vermutet, daß ein tiefsitzender Reflex dahintersteckt, der den Vorfahren des Menschen bei Begegnungen mit Spinnen und Schlangen das Leben rettete.
Psychologen der Universität Jena untersuchen jetzt, welche Vorgänge bei einer solchen Reaktion im Gehirn ablaufen. Sie führen den Testpersonen abwechselnd Bilder von Schlangen oder Spinnen und neutrale Abbildungen vor und messen mit dem Elektroenzephalogramm die Hirnströme der Probanden. Mal wurden die Bilder im Vier-Sekunden-Rhythmus gezeigt, mal huschten sie im Abstand von wenigen Millisekunden über den Bildschirm. Die Reaktion war überraschend: "Früher dachte man immer, Angst entwickelt sich erste, wenn wir Dinge bewußt wahrgenommen haben", so Professor Wolfgang Miltner, "unsere Forschung zeigt, daß dieser Mechanismus schon unterhalb der bewußten Verarbeitung von bedrohlichen Reizen abläuft." Obwohl das Bild also gar nicht bewußt wahrgenommen wurde, zeigt das Gehirn die typischen Reaktionen eines Angstreflexes.

Der Thalamus, der die Sinneswahrnehmung des Sehnervs empfängt, übermittelt Informationen sowohl an die Großhirnrinde, die daraus ein Bild zusammensetzt und an den Mandelkern, der für die Reflexreaktion zuständig ist. Und offenbar sind die Informationen an den Mandelkern bereits mit einer Art Warnung versehen. Miltner vermutet daher, daß auch der Thalamus bereits Muster erkennt. "Der könnte eine Art grobes Muster erkennen, zum Beispiel Körper mit sechs Beinen", so Miltner. Dieses Muster könnte dann vom Mandelkern als Warnung interpretiert werden, weil es mit dem Bedrohungsmuster Spinne übereinstimmt.

Sollte dieser Mechanismus tatsächlich wirken, ist es für Leute, die mit Panik auf Spinnen und Schlangen reagieren, natürlich sehr schwierig, gegen ihre Angst anzukämpfen. Miltner versucht daher eine Therapie, die den Mandelkern schnell beruhigen soll. "Vor der Therapie zeigt der Patient eine doppelt so große Reaktion wie ein Gesunder, nachher ist diese nur noch um die Hälfte größer", so Miltner.

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