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U-Bahn-Studie: Wie Batman Menschen hilfsbereiter macht

Kleine Störungen der Routine fördern prosoziales Verhalten. Ein unerwarteter Anblick – etwa ein Mann im Batman-Kostüm – reicht offenbar aus, damit Fahrgäste einander eher helfen. 
Eine Person in einem Batman-Kostüm steht auf einem Bahnsteig und blickt auf einen vorbeifahrenden Zug. Der Zug ist in Bewegung, was durch die verschwommenen Fenster sichtbar ist. Die Szene spielt sich in einer modernen, überdachten Bahnhofsumgebung ab.
Steigt ein Superheld zu, werden Reisende ehrenhafter.

Taucht in einer überfüllten U-Bahn ein Batman-Darsteller auf, bieten Fahrgäste einer Schwangeren deutlich häufiger ihren Sitzplatz an. Das zeigt eine Studie, die im Fachblatt »npj Mental Health Research« erschienen ist.

Forschende um den Psychologen Francesco Pagnini von der Katholischen Universität Mailand führten dafür eine Feldstudie in der Mailänder Metro durch. Insgesamt begleiteten sie 138 einzelne Fahrten. In der Kontrollbedingung betrat eine Frau mit einer Babybauch-Attrappe gemeinsam mit einem Beobachter die Bahn. In der Experimentalbedingung stieg in drei Metern Abstand zusätzlich eine Person ein, die als Batman verkleidet war – ohne Blickkontakt oder Interaktion mit der scheinbar Schwangeren.

Erfasst wurde jeweils, ob die Mitfahrenden der Frau ihren Platz anboten. Experimental- und Kontrollbedingung fanden zeitgleich statt, jedoch in unterschiedlichen Waggons und an verschiedenen Positionen der Bahnsteige, um eine Beeinflussung auszuschließen. Das Ergebnis war deutlich: War Batman anwesend, war in 67 Prozent der Fälle jemand bereit, für die Frau aufzustehen – in der Kontrollgruppe nur in 38 Prozent.

Die Forschenden sehen das als Hinweis darauf, dass unerwartete Ereignisse Routinen mitunter auf positive Art stören. In Alltagssituationen wie bei der Fahrt mit der U-Bahn handeln Menschen häufig automatisch. Sie lesen, scrollen oder schauen gedankenverloren vor sich hin und nehmen ihre Umgebung nur eingeschränkt wahr. Ein ungewöhnlicher Reiz durchbreche diese gewohnten Muster. Dadurch werde die Aufmerksamkeit neu ausgerichtet. Menschen schauen sich aktiver um, registrieren ihre Mitmenschen deutlicher und merken eher, wenn jemand Unterstützung benötigen könnte. Diese kurzfristige Unterbrechung automatischer Abläufe ähnele dem, was Achtsamkeit auszeichne: einer wachen Fokussierung auf den gegenwärtigen Moment.

Gleichzeitig ist denkbar, dass die Symbolfigur des Helden Batman unbewusst Werte wie Mut und Selbstlosigkeit aktiviert. Ob andere Charaktere oder überraschende Elemente eine vergleichbare Wirkung zeigen, müssten weitere Experimente klären, so die Autoren.

  • Quellen
Pagnini, F. et al., npj Mental Health Research 10.1038/s44184–025–00171–5, 2025

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