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News: Ungeliebte Mitbewohner in der ewigen Stadt

Viele Vogelarten siedelten sich in den vergangenen Jahren direkt im Stadtgebiet Roms an, weil in der umgebenden Region die Jagd das ganze Jahr über erlaubt ist. Zwar liefern beispielsweise riesige Schwärme am Himmel über Rom ein beeindruckendes Schauspiel, doch hinterlassen die Tiere dabei auch ihre unübersehbaren Spuren und verärgern Bürger und Stadtverwaltung gleichermaßen. Eigens installierte akustische Warn- und Schreckgeräte irritieren die gefiederten Gäste bislang allerdings nur wenig. Was jedoch Biologen an diesen Tieren besonders verblüfft: Zumindest in bezug auf ihr Federkleid haben sie sich an eine gewisse Farblosigkeit der Stadt angepaßt.
Die Biologin Rossana Mazoni untersucht seit längerem das Phänomen der tierischen Landflucht ins sichere Rom – und machte dabei eine bemerkenswerte Entdeckung: "Stare und Meisen, inzwischen in Rom stark vertreten, tragen kein intensivfarbenes Federkleid mehr. Ihre Farben wirken, im Vergleich zu ihren Artgenossen auf dem Land, vielmehr verblaßt und unscheinbar." Ein Vergleich der Neurömer mit Arten eines Nationalparks in den Abruzzen bestätigte die Beobachtung: "Die Farben der Stadttiere sind unansehnlich, während Landmeisen noch kräftiges Schwefelgelb und Grün in ihren Federn tragen und den Rotschwanz ein kräftiges Orange ziert."

Drei Gründe sehen Ornithologen als Ursache für den Farbwechsel: Einerseits trage die hohe Luftverschmutzung ihren Teil dazu bei, dem Federkleid einen Grauschleier zu verpassen. Auch habe der ökologische Druck, der von einer Vielzahl verwilderter Hauskatzen ausgeht, die Vögel in eine Umweltnische der Unscheinbarkeit geführt – Motto: Wer auffällt, lebt kürzer. Noch stichhaltiger, so meint Mazoni, sei jedoch ein weiterer Grund: "Jene Arten, deren Farbenpracht stark nachgelassen hat, leben schon seit Generationen in Rom." Weil die Tiere nicht mehr mit dem bunten Farbenspiel von Blumen und Bäumen der freien Natur wetteifern müssten, um die Aufmerksamkeit potentieller Paarungspartner auf sich zu ziehen, schwächten sich die genetischen Farbmerkmale in den nachfolgenden Generationen immer weiter ab. Auf dem einheitlich grauen Hintergrund von Straßen und Gebäuden genügten auch Pastelltöne noch, um erfolgreich Partner zu locken.

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