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Evolution: Unsere Vettern, die Riesengleiter

Riesengleiter sind wahrlich eigenartige Geschöpfe. Auf den ersten Blick ähneln sie vom Körperbau her einem Eichhörnchen – nur die langen, fledermausartigen Hautflügel zwischen den Gliedmaßen passen nicht zu diesem Eindruck. Bei näherem Hinsehen fällt der Windhund-ähnliche Kopf auf, dem die bizarren Säuger aus der Ordnung der Dermoptera ihren Gattungsnamen Cynocephalus verdanken. Wirklich verwandt aber sind sie mit keinem dieser Tiere, sondern mit den Spitzhörnchen (Scandentia) und den Affen (Primates).

Gemeinsam bilden diese drei Ordnungen die Gruppe der Euarchonta, deren Entwicklungslinie vor etwa 90 Millionen Jahren vom Stammbaum der anderen Lebewesen abgezweigt ist. Über die Details der Verwandtschaftsbeziehung herrschte allerdings bisher Unklarheit. Umstritten war vor allem, wem die Primaten am nächsten stehen – den Spitzhörnchen oder den katzengroßen Riesengleitern.

Wissenschaftler um Jan E. Janecka von der Texas A&M University in College Station haben diese Frage nun mit DNA-Vergleichen geklärt. Dazu durchsuchten sie das Erbgut von Vertretern der drei Ordnungen nach Übereinstimmungen in seltenen Mutationen. Das Ergebnis: Sieben solche Genveränderungen haben die Primaten mit den Riesengleitern und nur eine mit den Spitzhörchen gemeinsam, während Riesengleiter und Spitzhörnchen keine einzige teilen. Außerdem verglichen die Forscher die Gensequenzen von zwei Riesengleiterarten sowie drei Spitzhörnchen- und sechs Primatengattungen und leiteten daraus ab, wann sich die Entwicklungslinien der drei Ordnungen trennten.

Beide Analysen ergaben das gleiche Bild. Demnach sind die im heutigen Südostasien beheimateten Riesengleiter die engsten Verwandten der Primaten. Ihr letzter gemeinsamer Vorfahr lebte in der Kreidezeit vor etwa 80 Millionen Jahren – sechs Millionen Jahre nachdem sich die Spitzhörnchen von der gemeinsamen Entwicklungslinie abgespalten hatten.

Christoph Marty

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