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News: Unter Hochdruck

Eigentlich heißt das Sprichwort ja: 'Ich glaube, mich tritt ein Pferd'. Betrachtet man aber eine neue Studie deutscher Wissenschaftler, wäre es in Relation vielleicht schlimmer, von einem Pilz malträtiert zu werden. Denn nach den Messungen der Forscher ist der Druck, den einige Pilze beim Eindringen in zukünftige Wirtspflanzen aufbauen, mehr als fünfzigmal stärker als derjenige, der nicht nur vom Fuß eines Pferdes, sondern sogar von dem eines erwachsenen Elefanten ausgeübt wird.
Einige Pilze bilden bei der Infektion einer Pflanze als Haftorgane spezialisierte Hyphen (Zellfäden) aus, sogenannte Appressorien, mit dünnen Fortsätzen (Penetrationshyphen) an der Spitze. Um in den zukünftigen Wirt einzudringen, pumpen sie solche Substanzen wie Glycerin in ihr Appressorium – so schwillt dieses an, bis der Druck die Penetrationshyphe in die Wirtspflanze treibt. Bisher mußten sich die Wissenschaftler auf indirekte Messungen verlassen, wenn sie die hinter der Penetration stehende Kraft abschätzen wollten.

"Nun haben wir die Möglichkeit, in Echtzeit zu beobachten, was diese Pilze tun", erklärt Martin Bastmeyer von der Universität Konstanz. Er und seine Kollegen von der Universität Konstanz und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg unternahmen eine Studie mit Colletotrichum graminicola, einem filamentösen Ascomyceten, der zum Beipiel Getreide befällt. Sie pflanzten ihn auf einen einen Millimeter dicken Silikonfilm, der zwischen Aluminiumschichten plaziert war und richteten dann einen Laserstrahl auf die Versuchsanordnung. Als der Pilz wuchs, drückte die Hyphe gegen das Silikon und und veränderte durch diese Deformierung die Intensität des reflektierten Lichts. Die Wissenschaftler berechneten aus ihren Messungen eine durchschnittliche Kraft von 17 Mikronewton. Bezieht man den Durchmesser der Hyphe von ein bis zwei Mikrometern in die Betrachtung mit ein, so ergibt sich eine Kraft von 54,5 Kilogramm pro Quadratzentimeter – nicht schlecht für einen kleinen Pilz.

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