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Paläoanthropologie: Unterschiedliche Gesichtsentwicklung von Neandertaler und Homo sapiens

Neandertaler von El Sidrón
Noch in der Kindheit und Jugend entwickelte sich die Form der Gesichtsknochen beim Neandertaler anders als beim modernen Menschen. Die charakteristischen Gesichtszüge des ausgewachsenen Homo neanderthalensis wie der hervorstehende Kiefer waren also bei der Geburt noch nicht vollständig ausgeprägt.

Zu diesem Ergebnis kamen Forscher der Universität York und des spanischen Nationalmuseums für Naturwissenschaften in Madrid nach einer statistischen Untersuchung fossiler Unterkiefer von 33 Neandertalern vom Säuglings- bis zum Erwachsenenalter. Im Vergleich zum modernen Menschen, für den sie Knochen aus dem 19. und 20. Jahrhundert heranzogen, bewegte sich der Unterkiefer des Neandertalers während des Heranwachsens stark nach vorne, wobei die charakteristische Neandertaler-Lücke hinter dem letzten Backenzahn und das fliehende Kinn entstanden. Außerdem wuchs der Ramus – der aufsteigende Ast am hinteren Ende des Unterkiefers – weniger in die Höhe und mehr in die Breite als beim modernen Menschen.

Die Entwicklung des Unterkiefers endet vergleichsweise spät und steht unter dem Einfluss anderer Gesichtspartien. Somit können die Wissenschaftler aus ihren Ergebnissen Rückschlüsse auf das gesamte Gesicht ziehen.

Auch 150 Jahre nach der Entdeckung des Neandertalers ist weiterhin unklar, wie und wann sich die charakteristischen Gesichtsmerkmale bei ihm bildeten. Die Forscher haben nun die These widerlegt, dass die Unterschiede zum modernen Menschen bereits bei der Geburt vollständig vorhanden waren und die weitere Entwicklung bis zum Erwachsenenalter parallel verlief. (vs)

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