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Entscheiden: Unterschiedliche Hirnareale für Abwägung und Intuition

Je nachdem, ob wir intuitiv entscheiden oder genauer überlegen, kommen verschiedene neuronale Netzwerke zum Einsatz.
Hirnaktivität
Müssen wir im Alltag eine knifflige Entscheidung treffen, können wir dabei entweder unserer Intuition vertrauen und ohne langes Grübel aus dem Bauch heraus handeln – oder aber wir versuchen, streng rational alle Alternativen gegeneinander abzuwägen. Nun entdeckten Neuroforscher der National Yang-Ming University in Taiwan, welche Netzwerke im Gehirn diese beiden Strategien unterstützen.

Das Team um Wen-Jui Kuo setzte insgesamt 21 Probanden zwei verschiedenen Spielsituationen aus: In der einen war logisches Denken gefordert – nur wer die einzelnen Optionen Schritt für Schritt durchdachte, war erfolgreich. Bei der anderen Aufgabe brachte den Teilnehmern Nachdenken nichts, hier war das intuitive Erahnen der Aktionen eines Spielpartners gefragt. Unterdessen blickten die Wissenschaftler mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT) ins Gehirn der Testkandidaten.
Die Reaktionszeiten beim Denkspiel fielen deutlich länger aus als im Ratemodus – die Vergleichsbedingungen taugten offenbar tatsächlich dazu, die Entscheidungsstrategien zu trennen. Das mediale Frontalhirn, der untere Parietalkortex sowie ein als Precuneus bekanntes Areal waren beim Überlegen besonders aktiv. Für die Probanden war dies mit größerer Anstrengung verbunden, was insbesondere an der Erregungsstärke in letzterer Region abzulesen war. Kam dagegen die Intuition ins Spiel, regten sich vermehrt die Inselrinde sowie der anteriorer cingulärer Kortex (ACC) – beides Areale, die mit entspanntem "In-sich-Hineinhorchen" zu tun haben.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich Intuition und Ratio nicht bloß in der mentalen Verarbeitungsgenauigkeit und -dauer unterscheiden. Es handelt sich vielmehr um neuronal getrennte Prozesse, die unterschiedliche Hirnnetzwerke in Anspruch nehmen. (sc)


Kuo, W.-J. et al.: Intuition and Deliberation: Two Systems for Strategizing in the Brain. In: Science 324, S. 519-522, 2009.

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