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Wetterfolgen: Unzählige tote Meerestiere angeschwemmt

Die Kältewelle hat ihren Griff um Westeuropa gelockert. Für unzählige Meerestiere in der Nordsee hatte sie aber fatale Folgen, wie ein Strand in Kent zeigt.
Seesterne am Strand (Symbolbild)

Gegen Ende hat der Winter 2017/18 noch einmal seine Krallen gezeigt: Sibirische Kaltluft ließ die Temperaturen in weiten Teilen Westeuropas in den Keller purzeln; selbst auf den normalerweise eher milden Britischen Inseln herrschten mehrere Tage "russische Verhältnisse" mit eisiger Kälte. Zudem sorgte der so genannte Lake-Effekt für teilweise ergiebige Schneefälle, nachdem die ausgekühlten und ursprünglich trockenen Luftmassen sich über der vergleichsweise warmen Nordsee mit Feuchtigkeit vollgesaugt hatten und diese dann als Schnee über dem Festland abluden. Die in Großbritannien "Beast from the East" genannte Kältewelle sorgte für einen erstaunlichen Kollateralschaden, den die Naturliebhaberin Lara Maiklem während eines Strandspaziergangs Anfang März 2018 in Ramsgate in Kent beobachtete und fotografierte: Wohl hunderttausende tote Seesterne, Seeigel und andere wirbellose Tiere, aber auch Fische waren dort ans Ufer getrieben worden. Es sah aus "wie Armageddon", wird Maiklem in der Zeitung "Independent" zitiert.

"Es war unglaublich. Dort lagen Seesterne, soweit das Auge reicht, dazu Fische und Seeigel", so Maiklem weiter, die die apokalyptische Szene fotografierte und über "Facebook" publizierte. Derartige Massenanstrandungen sind allerdings nicht ungewöhnlich und finden regelmäßig nach Stürmen statt. Im aktuellen Fall sorgte die heranströmende Kaltluft für unruhige See und einen Temperatursturz, der zahlreichen Tieren zum Verhängnis wurde. Dazu kam eine stärkere Flut während der letzten Woche, welche schließlich die Seesterne und andere Opfer an den Strand spülte. Die meisten der Tiere waren bereits tot, doch Maiklem versuchte einige noch lebende Seesterne zu retten, indem sie diese wieder ins Wasser setzte.

Kommentare unter Maiklems Facebook-Veröffentlichung erwähnten weitere Fälle von massenhaft toten Meerestieren an anderen Küstenabschnitten Großbritanniens. Auch verendete Seevögel und Seehunde wurden in größerer Zahl als sonst üblich gemeldet – sie wurden wahrscheinlich genauso Opfer des drastischen Wetterumschwungs. Auch an der deutsche Nordseeküste wurden in der Vergangenheit immer wieder tausende toter Seesterne angetrieben, etwa 2015 bei Sankt Peter-Ording. Harald Asmus, Biologe an der Wattenmeerstation Sylt des Alfred-Wegener-Instituts in List, führte das Massensterben damals ebenfalls auf einen natürlichen Vorgang zurück: "Im Winter tritt dieses Phänomen häufiger auf. Seesterne sind oft in großen Gruppen gemeinsam unterwegs, um Muschelbänke abzufressen", sagt Asmus. "Wenn der Wasserstand sehr niedrig ist, fallen die Seesterne trocken und sterben ab. Die toten Tiere werden dann vom Meer an Land gespült und von Strandgängern gefunden."

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