Skelettfunde in der georgischen Ruinenstätte Dmanisi werfen
ein neues Licht auf die Entwicklung der Gattung Homo
außerhalb Afrikas: Demnach waren die hier lebenden Urmenschen
noch nicht so weit entwickelt, wie der afrikanische Homo erectus. Diese
Spezies gilt als erste Menschenart, die ihre afrikanische Heimat
verließ und sich weltweit ausbreitete.
Fossilienfund in Dmanisi | Der georgische Anthropologe David Lordkipanidze präsentiert an der Fundstätte Dmanisi einen 1,77 Millionen Jahre
alten menschlichen Oberarmknochen.
Die fast 1,8 Millionen Jahre alten menschlichen
Schädel, die 1991 zum ersten Mal in der 85 Kilometer
südwestlich der Hauptstadt Tiflis gelegenen
Fundstätte auftauchten, galten als Sensation, da bis dahin
eine derartig frühe Besiedlung des eurasischen Kontinents
nicht für möglich gehalten wurde. Die jetzt von David
Lordkipanidze vom Georgischen Nationalmuseum und seinen Mitarbeitern
vorgestellten Fossilien bestätigen das Alter von
1,77 Millionen Jahren. Diesmal handelt sich um ein Teilskelett
eines Heranwachsenden sowie weitere Knochen von drei erwachsenen
Individuen.
Da diesmal auch Skelettteile außerhalb des Schädels
vorlagen, konnten die Wissenschaftler die Körperstatur der
Urmenschen des Kaukasus abschätzen. Demnach waren sie mit
einer Größe von 145 bis 165 Zentimeter und
einem Gewicht von 40 bis 50 Kilogramm
verhältnismäßig klein. Auch das
Schädelvolumen von 600 bis 775 Kubikzentimeter und
vor allem der aus der relativen Hirn- und Körpermasse
bestimmbare Enzephalisationsquotient liegt mit 2,6 bis 3,1 auffallend
niedrig. Zum Vergleich: Der heutige Homo sapiens
besitzt einen Enzephalisationsquotient von 7. Andererseits
zeigen die Fossilien moderne Züge im Bewegungsapparat, die
vermutlich ein Laufen über längere Distanzen
ermöglichten.
Die Forscher schließen hieraus, dass die Dmanisi-Menschen
noch zwischen dem frühen Homo
habilis, der vor schätzungsweise zwei Millionen
Jahren in Afrika auftauchte, und dem späteren Homo erectus
stehen. Meist werden die Dmanisi-Funde als Homo erectus
beschrieben. Einige Forscher plädieren jedoch auf Grund der
Unterschiede für eine eigene Art namens Homo georgicus,
während der afrikanische Homo
erectus auch unter den Namen Homo ergaster
firmiert. (aj)
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