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News: Ursache oder Folge?

In den Gehirnen von Alzheimer-Patienten reichern sich unlösliche Proteinklumpen an. Sind sie nur eine Nebenerscheinung der Krankheit? Oder sind sie dafür verantwortlich, dass die Betroffenen so vergesslich und verwirrt werden? In Gewebeproben zumindest behindern die Ablagerungen offenbar die Signalweitergabe zwischen Nervenzellen. Ob das auch im lebenden Organismus zutrifft, ist aber noch fraglich.
Langsam und unwiderruflich schleicht sich das Vergessen in das Leben von Alzheimer-Patienten. Zunächst sind es vielleicht nur die Geburtstage der Enkel, doch irgendwann bleiben die Betroffenen so verwirrt und hilflos zurück, dass sie nicht mehr in der Lage sind, ihr Leben allein zu meistern. Sicher diagnostizieren können Ärzte die Krankheit jedoch erst nach dem Tod der Erkrankten – anhand von klumpenartigen Proteinablagerungen im Gehirn, den so genannten Plaques. Diese stehen auch in Verdacht, für die verheerenden Gedächtnisstörungen verantwortlich zu sein. Ob sie jedoch Ursache oder Folge der Krankheit sind, ist Wissenschaftlern immer noch unklar.

Jerrel Yakel und seine Mitarbeiter vom National Institute of Environmental Health Sciences konnten nun möglicherweise Licht in das Dunkel bringen. Sie stellten fest, dass das Plaque-bildende beta-Amyloid-Protein an die so genannten nicotinischen Acetylcholin- oder nACh-Rezeptoren binden kann (Journal of Neuroscience vom 1. Januar 2001). Diese Moleküle, deren Anzahl bei Alzheimer-Kranken stark abnimmt, spielen eine entscheidende Rolle für die Signalverarbeitung im Hippocampus, dem Sitz von Gedächtnis, Motivation und Gefühlen.

Die Wissenschaftler untersuchten an Gewebeproben aus Rattenhirnen, wie sich die Signalübertragung an nACh-Rezeptoren im Verlauf der Krankheit verändert. Dabei stellten sie fest, dass schon geringe Mengen von beta-Amyloid die Bindungsstellen erfolgreich besetzten und so eine Signalweitergabe verhinderten. "Wenn diese Signalwege [von beta-Amyloid] chronisch blockiert sind, dann mündet dies in der für die Alzheimer-Krankheit typischen Form von Gedächtnisverlust", erklärt Yakel.

Philip Wong von der Johns Hopkins University in Baltimore ist von den Ergebnissen zwar beeindruckt, aber er mahnt zur Vorsicht. "Wenn man Nervenzellen in vitro hat, stehen sie unter einem enormen Sauerstoffstress. Wir können eine ganze Reihe von Dingen an Nervenzellen in vitro sehen, die sich in vivo nicht zeigen. Man muss bei der Interpretation solcher Ergebnisse sehr vorsichtig sein."

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