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Urzeitjäger: Australien hatte Krokodile, die aus Bäumen sprangen

Der Fünfte Kontinent ist bekannt für seine großen und gefährlichen Leistenkrokodile. Doch von Bäumen aus jagen sie nicht – ganz anders als frühere Verwandte.
Illustration einer tropischen Sumpflandschaft mit einem Krokodil, das auf einem Nest mit Eiern ruht. Ein Vogel sitzt auf einem Ast über dem Wasser, während ein Beuteltier am Ufer steht. Im Hintergrund sind dichte Vegetation und Bäume zu sehen, die eine ruhige, natürliche Umgebung schaffen.
Illustration einer prähistorischen Sumpflandschaft in Australien: Hier lebte eine besondere Gruppe an Krokodilen, die stark landgebunden waren.

Heute existieren weltweit 26 Krokodilarten - ein kleiner Rest, verglichen mit der vergangenen Vielfalt. In Australien beispielsweise leben mit dem Leisten- und dem Süßwasserkrokodil nur noch zwei Spezies; dabei wies der Fünfte Kontinent bis zum Beginn der letzten Eiszeit noch eine ganz eigene Gruppe dieser Reptilien auf: die Mekosuchinae. Eine Studie von Xavier Panadès von der Autonomen Universität Barcelona und seiner Arbeitsgruppe widmet sich Überresten dieser eigentümlichen Krokodile, die offenbar eine ganz spezielle Biologie aufwiesen: Sie lebten überwiegend an Land und jagten teilweise sogar von Bäumen aus.

Für ihre Arbeit hatten die Paläontologen unter anderem fossile Eierschalen von Mekosuchinae-Krokodilen untersucht, die in der Fundstätte von Tingamarra in Queensland gefunden wurden, einer bedeutenden Quelle für Fossilien aus dem Eozän, als die Region noch von einem sumpfigen Wald bedeckt wurde. Die versteinerten Eierschalen stammen von zwei unterschiedlichen Spezies und weisen demnach Eigenschaften auf, die bislang noch bei keiner anderen lebenden oder ausgestorbenen Krokodilart nachgewiesen wurden: Über die einzigartige chemische Zusammensetzung der Schalen konnten die Wissenschaftler zurückschließen, dass die Überreste der Gelege nach dem Schlüpfen der Jungtiere regelmäßig austrockneten.

Die Krokodile besiedelten also im Gegensatz zu heutigen Verwandten kein dauerhaft feuchtes Gebiet, sondern ein Ökosystem, das zumindest trockenfiel. Dafür sprechen laut Panadès und Co die gefundenen Überreste von Fischen, die alle sehr klein waren, während große Arten fehlten. Frühere Fossilfunde von Mekosuchinae wiesen zudem morphologische Anpassungen auf, die auf ein überwiegendes Landleben hindeuten, auch wenn die Arten durchaus in der Lage waren, größere Strecken zu schwimmen: Das lassen beispielsweise Fossilien von den Fidschi-Inseln, welche die Krokodile nur über den Ozean erreichen konnten, vermuten.

Die verschiedenen Mekosuchinae-Arten besetzten eine Reihe an ökologischen Nischen: Neben bis zu fünf Meter langen Spezies, die am und im Wasser jagten, gab es Vertreter, die zumindest teilweise an ein Leben auf Bäumen angepasst waren. Sie waren in der Lage, auf diese Gewächse zu klettern und jagten ähnlich wie Leoparden, indem sie von Ästen auf ihre Beute heruntersprangen. Diese Arten waren aber mit einer Länge von 1,5 Metern deutlich kleiner.

Als sich im Laufe des Känozoikums das Klima in Australien wandelte und die Wälder des Eozäns vor 55 Millionen Jahren bis zum Beginn des Pleistozäns vor 2,6 Millionen Jahren zunehmend durch offene Savannen abgelöst wurden, starben die Mekosuchinae nach und nach aus. Der letzte bekannte Vertreter überlebte wohl noch bis in die letzte Eiszeit vor 24 000 Jahren. Danach war diese Gruppe Geschichte.

  • Quellen
Panadès, X. et al., Journal of Vertebrate Paleontology 10.1080/02724634.2025.2560010, 2025

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