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News: Urzeitkrebs vermehrt sich in Hochwasserpfützen

Bei Hochwasser denken die meisten Menschen an überflutete Städte, Straßen und Felder und an Schäden in Milliardenhöhe. Für Ökologen hat so ein Naturereignis aber auch seine guten und interessanten Seiten: In den Gewässern und ihren Auen entstehen neue Lebensräume, in denen Arten, die in der freien Landschaft sonst stark gefährdet sind, einen Zufluchtsort finden. So ermöglichten die hohen Wasserstände am Rhein im Frühjahr 1999 die Entfaltung einer seltenen Krebsart.
Der seltene Urzeitkrebs Triops cancriformis tritt, bedingt durch das langanhaltende Hochwasser in diesem Frühjahr, entlang des Rheins in großen Zahlen auf. "Für diese ungewöhnlichen Krebse waren die Wasserlachen, die sich hinter den Deichen gebildet haben, ein Segen", urteilte Emil Dister, Leiter des WWF-Auen-Instituts in Rastatt. Die bis zu zehn Zentimeter langen Tiere wurden an mehreren Stellen entlang des Oberrheins, so auch in der Nähe von Rastatt, gefunden. Sie entwickeln sich nur unter günstigen Voraussetzungen in größeren Pfützen, die schnell wieder austrocknen. "Diese Bedingungen herrschen nicht jedes Jahr, und man bekommt die Krebse nur selten zu Gesicht", sagte Dister. Die Urzeitkrebse, die sich seit 300 Millionen Jahren kaum verändert haben, stehen bundesweit auf der Roten Liste der gefährdeten Arten.

"Daß Triops sich so stark vermehren konnte, ist aus ökologischer Sicht sehr erfreulich und zeigt die hohe Bedeutung von Hochwasser für die Tierwelt", wertete Dister. Die Fundorte waren in der Regel Druckwasserstellen, die sich durch hoch anstehendes Grundwasser hinter den Deichen, auf Äckern und Wiesen, gebildet hatten. Die Krebse schlüpfen aus winzigen Eiern, die jahrelang im Boden liegen und dabei Trockenheit und Frost überstehen. "Ihre Lebensräume sind jedoch häufig zerstört, weil landwirtschaftliche Flächen entwässert und Unebenheiten planiert wurden", kritisierte Dister. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Klaudia Martini hat an die Landwirte appelliert, Stellen, an denen Triops gefunden wurde, nicht zu stören. Sie versprach, für die dadurch entstehenden Ernteausfälle aufzukommen.

Doch der anhaltend hohe Wasserstand des Rheins schafft auch für andere Tiere ungewöhnlich gute Lebensbedingungen: In den Gewässern der Rheinauen tummeln sich auffällig viele Jungfische, an den Ufern entwickeln sich Frösche in großer Zahl. Schließlich beobachteten Mitarbeiter des WWF-Auen-Instituts über ein Dutzend der seltenen weißen Flußseeschwalbe, die in der Nähe von Rastatt brütet.

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