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News: US-Marssonde Phoenix: Ungesunder Marsboden

Bei der Analyse des Marsbodens stieß die Raumsonde Phoenix auf Perchlorat-Salze, die auf der Erde nur in außergewöhnlich trockenen Wüsten wie der Atacama in Chile zu finden sind. Ihre Anwesenheit weist auf eine ungewöhnliche Bodenchemie hin, die eher ungünstig für eventuelles Marsleben ist.
Grabung der Raumsonde Phoenix im Marsboden zur Probennahme
Die Perchlorat-Salze wurden mit MECA, dem Microscopy, Electrochemistry and Conductivity Analyzer aufgespürt. Hierzu wurde eine kleine Menge des Marsbodens in einem Probengefäß mit von der Erde mitgebrachten destilliertem Wasser versetzt und der entstehende Gesteinsbrei mit verschiedenen Sensoren untersucht. Die Messungen fanden schon am 25. Juni 2008 statt, aber ihre Auswertung erwies sich als komplex und schwierig.

Perchlorate sind die Salze der Perchlorsäure, HClO4, eine der stärksten anorganischen Säuren, die stark ätzend ist. Sie wirkt oxidierend und zerstört organische Moleküle, die Grundvoraussetzung für Leben. Die Anwesenheit von Perchlorat-Salzen, sie sind unter anderem in Sprengstoffen und Festtreibstoffen für Raketen enthalten, weist auf eine ungewöhnliche Bodenchemie des Marsbodens hin. Auf der Erde treten Perchlorate nur in äußerst ariden Gebieten wie der Atacama-Wüste in Chile in geringen Mengen auf. In Wasser gelöste Perchlorate sind zudem starke Pflanzengifte.

Mit der Anwesenheit von Perchloraten trüben sich die Aussichten für ehemaliges und derzeitiges Leben auf dem Mars stark ein. Schon 1976 waren die beiden Viking-Landesonden der NASA auf Peroxide im Marsboden gestoßen, die ebenfalls alle organischen Moleküle bei Kontakt zersetzen. Sollten sich die lebensfeindlichen Eigenschaften des Marsbodens bestätigen, wäre dies ein harter Schlag für die Exobiologen. Denn dann ließe sich die Marsforschung nicht mehr unter dem Motto der "Suche nach Leben auf dem Roten Planeten" vermarkten und die Forschungsgelder dürften spärlicher fließen.

Noch versuchen aber die NASA-Wissenschaftler den Schaden zu begrenzen und halten das Bild eines lebensfreundlichen Planeten aufrecht. So sagte Michael Hecht, Chefwissenschaftler des MECA-Instruments: "Das Auffinden von Perchloraten ist weder gut noch schlecht für Leben, aber es zwingt uns dazu, neu über das Leben auf dem Mars nachzudenken." Der Chefwissenschaftler der gesamten Phoenix-Mission, Peter Smith, äußert sich schon etwas vorsichtiger: "Derzeit wissen wir nicht, ob der Nachweis von Perchloraten eine gute oder schlechte Nachricht für das Marsleben ist."

TA

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