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Andamanen: USA verzichten auf Maßnahmen gegen Ureinwohner

Der Amerikaner John Allen Chau wollte den Sentinelesen das Christentum nahebringen. Stattdessen wurde er getötet. Die USA drängen Indien nicht dazu, Strafverfolgung einzuleiten.
North Sentinel Island aus der Luft

Aus den »Fängen des Teufels wollte John Allen Chau die Einwohner der kleinen Insel North Sentinel in den Andamanen retten. Stattdessen kam der 26-jährige Missionar am 17. November 2018 dort selbst ums Leben. Wie schon mehrfach zuvor hatten die Insulaner in ihren Augen einen unerwünschten Eindringling mit einem Pfeil erschossen. Das Eiland ist Sperrgebiet, der Zutritt von der indischen Regierung verboten, und in den Augen nicht weniger Völkerschutzkundiger war diese Tat reiner Selbstschutz: Die Sentinelesen leben wohl seit Jahrtausenden isoliert auf der Insel und weisen keinen Immunschutz gegen viele Krankheiten auf, die auf North Sentinel nicht vorkommen. Unklar war allerdings, wie die Angelegenheit rechtlich weitergeht, da hier ein US-Bürger durch einen gewalttätigen Übergriff ums Leben kam. Anfang Februar verkündete jedoch Samuel Brownback, der US-Botschafter für Internationale Religionsfreiheit, dass die Vereinigten Staaten von Indien keine weiteren rechtlichen Schritte gegen das Volk oder den Täter forderten.

»Es ist eine tragische Situation und ein tragischer Fall. Aber wir haben keine Sanktionen von der indischen Regierung verlangt«, so Brownback. Damit obliegt es einzig der indischen Regierung, ob sie den Mord verfolgen lassen will, doch dürfte diese ebenfalls nicht aktiv werden. Ein Eingriff brächte wohl ziemlich sicher weitere Opfer und könnte das Überleben des gesamten Volkes gefährden, das aus vielleicht nur wenigen Dutzend Menschen besteht. Zudem betrachten auch indische Experten Chaus Versuch der Landung als Bedrohung der Sentinelesen, gegen die sie sich wehrten. Für Stephen Corry von der Menschenrechtsorganisation Survival International zeugt der Versuch Chaus, die Insel zu betreten, von einem »außergewöhnlichen Maß an Ignoranz«. Sein Tod betone, warum es »für diese Leute so gefährlich ist, wenn sie die Nähe zu unkontaktierten Völkern suchen«.

Seit Ende des 19. Jahrhunderts haben einzelne Personen immer wieder versucht, die Insel zu betreten und die Sentinelesen zu kontaktieren. Oft endeten diese Annährungen tödlich für die Besucher. Auch gestrandete Fischer oder Seeleute wurden attackiert, manche konnten nur knapp gerettet werden. Umgekehrt überlebte das Volk auch den Tsunami Weihnachten 2004: Sie zogen sich vor den nahenden Wellen auf höher gelegene Inselteile zurück.

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