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Partnerwahl: Vaters Farbe verleiht Flügel

Guppy-Damen bevorzugen orange - und wählen damit klug im Sinne ihrer Sprösslinge. Denn je schöner der Prachtkerl, desto besser schützen seine vererbten Gene die lieben Kleinen vor hungrigen Mäulern.
Guppy
Der viel beschriebene Kampf der Geschlechter ist bekanntermaßen hart, fordernd und zentraler Gegenstand so mancher Lebensgeschichte. Gerade Guppys sind beliebt, um den bunten Wettbewerb von Männlein und Weiblein zu verfolgen, versteckte Mechanismen und Vorlieben aufzudecken und daraus allgemeine Aussagen abzuleiten – oder zu überprüfen.

Letzteres hatten Jonathan Evans von der Universität Padua und seine Kollegen im Sinn, als sie jungfräulichen Guppy-Weibchen mit passendem Sperma zu Leibe rückten. Sie wollten verhindern, dass die Mütter in spe selbst noch abgestimmt auf den erwählten Bewerber einen Einfluss auf den Erfolg der Brut oder die Qualität des Nachwuchses ausüben können. Der Möglichkeiten dazu gibt es einige, zum Beispiel könnten die Fischdamen mehr Ressourcen in Eier stecken, bevor sie sich mit einem attraktiven und damit wohl "hochwertigen" Männchen paaren. Oder aber sie investieren weit mehr Zeit und Kraft in Nachwuchs von einem prächtigen Burschen als von einem unauffälligeren Vater.

Nun aber kannten die Guppy-Weibchen die Väter ihrer heranwachsenden Sprösslinge nicht von Angesicht zu Angesicht, hatten also keinen farbigen Hinweis auf deren vermutete Qualitäten. Und damit sollte sich eigentlich zeigen, wie sicher die Signalfarbe orange nun wirklich Hochwertiges garantiert. Also schickten Evans und seine Mitarbeiter die gerade einmal einen Tag alten Jungfische ins Experimentier-Aquarium. Würden sie sich anders verhalten? Schneller schwimmen? Oder einem Räuber besser ausweichen?

Nur letzteres gelang den Kleinen, das aber signifikant im Zusammenhang mit der väterlichen Färbung: Setzten die Forscher einen Räuber ins Becken, entwischten die Sprösslingen von Prachtvätern dem hungrigen Feind deutlich länger als ihren Altersgenossen, die von männlichen Mauerblümchen abstammten. Schneller oder geselliger waren dabei weder die einen noch die anderen, diese Eigenschaften hängen also offenbar weder direkt noch indirekt mit den vom Vater geerbten Genen zusammen.

Die Vorliebe für orange in der Guppy-Damenwelt hat also durchaus ihre Berechtigung, trägt sie doch wenigstens etwas zum Überleben der Nachkommenschaft bei. Was andere Qualitäten betrifft, so sind diese wohl nicht unbedingt farbig angezeigt – zu einfach sollte der Geschlechterkampf schließlich auch nicht sein. Wo bliebe sonst der Reiz?

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