Planetenforschung: Venuswinde wehen schneller

Untersuchungen der Venusatmosphäre anhand von Aufnahmen der europäischen Raumsonde Venus Express zeigen, dass die Windgeschwindigkeiten in manchen Bereichen der dichten Gashülle in den letzten sechs Jahren beträchtlich zugelegt haben. Bei der Ankunft der Sonde im Jahr 2006 wehten die Winde in einem Streifen von 50 Grad Breite beiderseits des Äquators mit mittleren Geschwindigkeiten von rund 300 Kilometern pro Stunde. Nun zeigen zwei unabhängige Forschergruppen, dass die Windgeschwindigkeit in den letzten sechs Jahren stetig zunahm und Mitte 2012 bei rund 400 Kilometer pro Stunde lag. Die Geschwindigkeiten wurden in etwa 70 Kilometer Höhe über der festen Venusoberfläche in der permanenten Wolkendecke des Planeten ermittelt. Der Grund für den Anstieg ist völlig unklar. Jahreszeitliche Effekte lassen sich ausschließen, da die Rotationsachse der Venus nur 2,6 Grad gegen ihre Umlaufebene um die Sonne geneigt ist.
Venus stellt einen Sonderfall im Sonnensystem dar, da ihre gesamte obere Atmosphäre im Mittel in rund vier Tagen einmal um den Planeten rotiert, der selbst 243 Tage für eine Umdrehung benötigt. Dieses Verhalten wird als Superrotation bezeichnet und seine Ursache ist noch ungeklärt. Die Venusatmosphäre rotiert dabei aber nicht im Ganzen als starre Schale um den Planeten, sondern benötigt am Äquator rund fünf Tage, in mittleren Breiten dagegen nur drei Tage für einen Umlauf. Jenseits von 50 Grad Breite in Richtung der Pole werden die Windgeschwindigkeiten dann konstant.
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