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Altern: Epigenetischer Eingriff hält Alterung auf

Teilweise reprogrammierte Zellen verlängerten die Lebensspanne von Mäusen um ein Drittel - gleichzeitig sinkt wohl das Risiko von Tumoren oder Fehlbildungen.
»Die Maus war immer der limitierende Schritt in der Untersuchung von Krankheitsgenen«

In einem Labor lebten Mäuse sechs Wochen länger als erwartet – dank teilweise reprogrammierter Zellen. Zudem zeigten die Mäuse weniger Alterserscheinungen. Laut den Forschern um Aljandro Ocampo vom Salk Institute for Biological Studies in La Jolla (USA) ist dies das erste Mal, dass durch nur teilweise reprogrammierte Zellen die Lebenszeit eines Lebewesens verlängert wurde. Erreicht haben das die Forscher, indem sie epigenetische Marker in den Zellen der Mäuse veränderten. Dazu nutzten sie den gleichen Mechanismus, der auch aus normalen Körperzellen pluripotente Stammzellen erzeugt: die Yamanaka-Faktoren, für deren Entdeckung es 2012 den Nobelpreis gab.

Bei den Versuchstieren handelte es sich um spezielle Mäuse, die durch eine Mutation eine kürzere Lebensspanne als gesunde Mäuse haben. Außerdem setzen bei ihnen durch die Mutation Alterungsprozesse vieler Organe und Gewebe früher ein. An solchen Tieren untersuchen Forscher, ob und wie Therapien diese Alterungsprozesse bremsen könnten.

Die Mäuse wurden mit vier Transkriptionsfaktoren, den Yamanaka-Faktoren, behandelt, die durch Zugabe eines Antibiotikums über das Trinkwasser aktiviert werden. Diese Faktoren verwandeln ausgereifte Zellen zurück in Stammzellen. Doch die Wissenschaftler stellten nicht wirklich pluripotente Stammzellen her, dafür hätten sie die Mäuse zwei bis drei Wochen behandeln müssen. Sie nutzten lediglich die gleiche Methode, um epigenetische Marker zu manipulieren. Das sind Verbindungen, die Gene an- und ausschalten können, also vermutlich auch solche, die für die Alterung verantwortlich sind. Diese Marker sind modulierbar – beispielsweise durch die Yamanaka-Faktoren. Die Forscher hoffen, so die biologische Uhr bremsen zu können.

Die Mäuse wurden anstatt mehrerer Wochen nur zwei bis vier Tage lang mit den Yamanaka-Faktoren behandelt. Trotz dieser kurzen Frist lebten 50 Prozent der Tiere länger als 24 Wochen, eine sogar 29 Wochen. Die Hälfte der Mäuse ohne die Behandlung verstarb innerhalb der ersten 17 Wochen.

Ein großes Problem bei der Stammzellbehandlung gegen Alterserscheinungen war bisher, dass die Mäuse durch die Behandlung Fehlbildungen und Tumoren entwickelten. Schließlich zeichnen sich pluripotente Stammzellen durch eine hohe Teilungsrate und ein schnelles Wachstum aus – die gleichen Fähigkeiten besitzen auch Krebszellen. Die Forscher konnten die Tumorbildung jedoch vermeiden, indem sie die Zugabe des Antibiotikums anpassten, das die Yamanaka-Faktoren aktiviert: Die Nager erhielten zwei Tage den Wirkstoff Doxycyclin, darauf folgten fünf Tage Pause.

Die Mäuse entwickelten weder Fehlbildungen noch Tumoren. Stattdessen sehe das Gewebe der behandelten Tiere aus Haut, Milz, Niere und Magen besser aus als das der unbehandelten. Warum genau sie jedoch länger lebten, können die Wissenschaftler bisher nicht erklären. Im nächsten Schritt wollen sie herausfinden, welche epigenetischen Marker exakt verändert wurden.

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