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Geschlechtskrankheiten: Verändertes Verhalten löst keine Syphilis-Epidemien aus

Die regelmäßig auftretenden Syphilis-Epidemien in US-amerikanischen Großstädten sind nicht unmittelbar mit einem veränderten Sexualverhalten der Bevölkerung zu erklären, sondern beruhen auf Veränderungen in der Immunität gegen den Krankheitserreger. Diesen Schluss ziehen britische Forscher nach einer Auswertung amerikanischer Infektionsdaten.

Die Daten von 68 Städten seit den 1940er Jahren bestätigen, dass die Geschlechtskrankheit in regelmäßigen Abständen etwa alle acht bis elf Jahren epidemieartig auftritt. Dies sei jedoch nicht – wie vielfach befürchtet – durch soziale Phänomene wie sexueller Revolution, zunehmender Prostitution oder Liberalisierung der Homosexualität zu erklären, schreiben Nicholas Grassly und seine Kollegen vom Imperial College London. Denn bei Gonorrhoe, die wie Syphilis über Geschlechtsverkehr übertragen wird und bei den gleichen Personengruppen auftritt, fehlen die zyklischen Krankheitsausbrüche.

Die Forscher vermuten vielmehr, dass eine Syphilis-Epidemie auf einen vorherigen Immunitätsrückgang in der Bevölkerung zurückzuführen ist. Wenn die Epidemie dann ausbricht, steigt die durchschnittliche Immunität wieder an und die Krankheitsfälle gehen entsprechend zurück. Danach sinkt die Immunität bis zu einem neuen Ausbruch wieder ab. Im Gegensatz zur Syphilis baut der Körper gegen Gonorrhoe keinen Schutz auf, sodass diese Zyklen hier nicht auftreten.

Gonorrhoe ist weltweit die häufigste Geschlechtskrankheit, mit der sich jährlich schätzungsweise 25 Millionen Menschen infizieren. Syphilis – einst eine der gefürchtetsten Seuchen, die nach der Entdeckung Amerikas in Europa wütete – ist inzwischen in den Industriestaaten relativ selten geworden, gilt aber besonders in Großstädten noch immer als Problem. Als bakterielle Infektionen lassen sich beide Krankheiten mit Antibiotika behandeln; bester Schutz ist nach wie vor ein Kondom.

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