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Umweltverschmutzung: Vereinte Nationen verhandeln erneut über Plastikabkommen

In Genf ringt die Weltgemeinschaft ein weiteres Mal um ein Abkommen, das die Flut an Plastikmüll eindämmen soll. Eigentlich sollte das Abkommen längst stehen. Das sind die Knackpunkte.
Eine Plastikflasche und verschiedene Plastikabfälle liegen verstreut am Sandstrand, während im Hintergrund die Wellen des Meeres zu sehen sind.
Plastikmüll am Strand – heute leider kein seltener Anblick mehr.

Schon jetzt verseuchen Plastikpartikel jeden Lebensraum der Erde, selbst im menschlichen Körper sind sie zu finden. In Genf startet nun ein letzter Versuch, sich auf ein weltweit verbindliches Abkommen zu einigen, das die Plastikverschmutzung reduzieren soll, nachdem die letzte Verhandlungsrunde Ende 2024 in Busan gescheitert war. Bis zum 14. August 2025 verhandeln Vertreter von mehr als 160 Staaten.

Die EU gilt in vielerlei Hinsicht als Vorreiter, etwa mit dem Verbot von Einwegplastik wie Strohhalmen und Plastikbesteck. Dass weltweit so strikte Standards erreicht werden, gilt als unrealistisch. Warum ist das Abkommen für Menschen in Europa trotzdem wichtig? »Weil sich Mikroplastik über die Ozeane und die Luft in aller Welt verbreitet«, sagt Moritz Jäger-Roschko von der Umweltorganisation Greenpeace. »Zudem nutzen wir viele Kunststoffprodukte, die nicht in der EU hergestellt werden – und deren Hersteller sich im Zweifelsfall auch nicht an EU-Regularien halten. Außerdem ist Deutschland auch der größte Plastikmüllexporteur Europas, das heißt, unser Müll ist weltweit für das Müllproblem mitverantwortlich.«

Das Problem

Von der Umweltstiftung WWF heißt es: »Plastikmüll zerstört Lebensräume, gefährdet Tiere und Menschen und vergiftet Ökosysteme.« Weltweit nutzten die Menschen nach Schätzung des UN-Umweltprogramms (UNEP) im vergangenen Jahr 500 Millionen Tonnen Plastik, fast doppelt so viel wie noch vor 25 Jahren. 400 Millionen Tonnen davon dürften schnell als Müll enden, so UNEP. Ohne Maßnahmen verdreifache sich die Müllmenge bis 2060. Ein Viertel des Plastikmülls in Flüssen und Meeren stammt der Wissensplattform »Our World in Data« zufolge von Plastiktüten und -flaschen.

Die Folgen für Menschen

Mikro- und Nanoplastik nimmt man über die Nahrung, das Wasser und die Luft auf, erklärt der Geoökologe Stefan Krause, Professor an der Universität Birmingham. »Sie gelangen schon im Mutterleib über die Plazenta an das ungeborene Baby.« Es wurden auch Ablagerungen in Arterien nachgewiesen. Laminat- und Teppichböden könnten etwa vor allem krabbelnde Kinder belasten. Partikel, die wieder ausgeschieden werden, könnten vorher Additive im Körper freisetzen. »Viele Stoffgruppen beeinflussen die endokrinen Systeme, einige sind krebserregend«, sagt Krause. Über das endokrine System steuert der Körper mit Hormonen komplexe Körperfunktionen. 

Was erreicht werden soll

Das Abkommen soll die Produktion, das Design und die Entsorgung von Plastik umfassen. Es soll weniger produziert werden, Produkte sollen möglichst mehrfach verwendet und recycelt werden können, und was übrigbleibt, soll umweltschonend entsorgt werden. Wie das gehen soll, ist umstritten. 

Die Knackpunkte

Eine Reihe von Ländern wollen möglichst nur Absprachen zur Abfallbeseitigung und keine Produktionsbeschränkungen. Umstritten ist zudem, ob nur gewünschte Ziele oder klare, verbindliche Maßnahmen festgelegt werden. Und, wer wie viel zur Finanzierung etwa für Recyclinganlagen in ärmeren Ländern beiträgt: Regierungen, Herstellerfirmen oder beide. 

Die Ehrgeizigen 

Mehr als 100 Länder haben sich für einen starken Vertrag mit klaren Auflagen auch zur Begrenzung der Produktion ausgesprochen, darunter die EU sowie viele afrikanische, asiatische und lateinamerikanische Staaten. Sie machen aber nur 30 Prozent des Marktanteils und ein Viertel der Weltbevölkerung aus. Die rund 300 Firmen und Finanzinstitutionen der »Unternehmerkoalition für einen ehrgeizigen Plastikvertrag« sind für einen »robusten Vertrag mit globalen Regeln und einheitlichen Verpflichtungen«. China, das Land mit der größten Plastikproduktion, habe national schon Produktionsbeschränkungen geplant.

Die Bremser 

Die meisten Kunststoffe werden aus Öl hergestellt, deshalb verhindern vor allem die Ölstaaten einen ehrgeizigen Vertrag, darunter Iran, Saudi-Arabien, die Golfstaaten und Russland. Sie wollen nur über Müll und Recycling sprechen. Die US-Regierung unter Donald Trump schafft Regulierungen aller Art gerade ab. »Dadurch hat sich die Lage bei den Verhandlungen nicht gerade vereinfacht«, heißt es aus Verhandlerkreisen. Die USA sind mit China die größten Herstellerländer von Plastik – in Europa ist es Deutschland.

Die Verhandlungen

Sollte es zu einer Einigung kommen, gäbe es 2026 eine diplomatische Konferenz zur Unterzeichnung. Die Ratifizierung in den einzelnen Ländern dürfte mehrere Jahre dauern. In Genf werden Vertreter von mehr als 160 Staaten erwartet, ebenso hunderte Teilnehmer von Umweltorganisationen und Industrielobby-Verbänden. Deutschland ist mit einer Delegation vor Ort vertreten, aber die EU verhandelt für alle Mitgliedsstaaten. (dpa/dam)

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