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Römer: Verfluchter Manteldieb

Bei der Grabung
Damit hätte der Dieb rechnen müssen: Nachdem er vor 1700 Jahren im römischen Leicester eines anderen Mannes Mantel gestohlen hatte, ging der Geschädigte nämlich zu einem professionellen Schreiber und bestellte ein bleiernes Täfelchen, mit dem er den Übeltäter im Namen eines Gottes verfluchte. Der Auftraggeber brachte das gefaltete Täfelchen in den Tempel der Gottheit, von der er die Bestrafung des Missetäters erhoffte.

Im Zuge zahlreicher Ausgrabungen an mehreren archäologischen Stätten verschiedener Epochen in der mittelenglischen Stadt Leicester entdeckte ein Archäologenteam um Richard Buckley von der University of Leicester genau so eine bleierne Tafel. Eingeritzt fand sich der lateinische Fluch:

„Dem Gott Maglus überantworte ich den Verbrecher, der den Mantel von Servandus stahl.“ Dann folgt eine Liste mit den Namen von fast zwanzig Verdächtigen. „Vor dem neunten Tage soll die Person, die den Mantel von Servandus stahl, vernichtet werden.“

Maglus ist wohl identisch mit dem keltischen Gott Magalus, der im lothringischen Meuse erwähnt wird, dessen Bedeutung allerdings unklar ist. Der keltische Wortstamm Maglo- bedeutet Häuptling, Prinz oder „Derjenige, der führt.“ Die Namen zeigen eine Mischung keltischer und römischer Namen zu Zeiten des römischen Leicesters.

Solche Fluchtafeln sind zwar bereits von anderen römischen Fundstätten Englands, wie Bath und Uley bekannt, aber diese ist besonders gut erhalten. Bis zu dem Fund dieser Fluchtafel waren erst drei oder vier Einwohner des römischen Leicesters – Legro ceaster – namentlich niedergeschrieben.

Wie Robert Buckley berichtet, waren solche Fluchtafeln überwiegend in der einfachen Bevölkerung verbreitet. Das bezeugt nicht nur der geringe Wert des Diebesguts, sondern auch das einfache Latein.

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