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Im Medizinschrank: Ginkgo – Gedächtnisstütze oder Hirngespinst?

Gegen leichte bis mittelgradige Demenz können Ginkgo-Mittel in manchen Fällen helfen. Doch in Nahrungsergänzungsmitteln ist die Pflanze oft nur eine »Schmuckzutat«.
Ginkgo-Extrakt in Kapseln, Tabletten oder Pulver stammt aus den Blättern der chinesischen Baumart »Ginkgo biloba«

Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Ginkgo.

Wie viele haben das zu Hause?

Es ist schwierig zu beantworten, wie viele Menschen Ginkgo-Produkte kaufen, um sich besser konzentrieren zu können und weniger vergesslich zu sein: Ginkgo-Extrakt steckt sowohl in rezeptfreien Arzneien als auch in Nahrungsergänzungsmitteln. Deren Markt jedenfalls boomt: Im Jahr 2018 generierten Vitamine, Mineralstoffe und Pflanzenextrakte 1,44 Milliarden Euro Umsatz.

Wie wirkt das und wie gut?

Ginkgo-Extrakt in Kapseln, Tabletten oder Pulver stammt aus den Blättern der chinesischen Baumart Ginkgo biloba. Seit rund 50 Jahren gilt diese als Heilpflanze gegen Gedächtnisprobleme, Demenz, Tinnitus und Schwindel. Die enthaltenen Pflanzenstoffe – Flavonoide, Terpenoide, Sitosterine, Anthocyane – sollen die Durchblutung des Gehirns verbessern, so dass es mehr Sauerstoff bekommt. Dass Nahrungsergänzungsmittel mit Ginkgo wirken, ist wissenschaftlich nicht bewiesen – die Verbraucherzentrale hält Ginkgo darin für eine »werbewirksame Schmuckzutat«. Eine Behandlung mit Ginkgo-Arzneimitteln dagegen ist den Leitlinien zufolge »bei leichter bis mittelgradiger Demenz« zu erwägen.

Die perfekte Hausapotheke

  • Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
  • Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
  • Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
  • Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
  • Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
  • Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
  • Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
  • Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.

Was sind häufige Nebenwirkungen?

Magen-Darm-Beschwerden, Schwindel und Kopfschmerzen gehören zu den häufigsten Nebenwirkungen. Manchmal kommt es zu allergischen Reaktionen. Gefährlicher sind die Wechselwirkungen: Ginkgo verstärkt die Wirkung von Marcumar und Acetylsalicylsäure (ASS). Wer blutverdünnende Medikamente einnimmt, sollte es deshalb keinesfalls ohne Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.

Was ist die Alternative?

Laut »Ökotest« sind Mittel mit Ginkgo gegen Vergesslichkeit ein »Hirngespinst« und »rausgeschmissenes Geld«. 18 von 28 getesteten Produkten fielen im Test durch, nur eines schnitt mit »gut« ab. Die Verbraucherzentrale empfiehlt als Alternative »Bewegung an der frischen Luft, Gehirnjogging durch das Lösen von Kreuzworträtseln und ausreichend Flüssigkeit«, um die Konzentrations- und Gedächtnisleistung zu verbessern.

Wann sollte man doch zum Arzt gehen?

Bei auffälliger Vergesslichkeit und anhaltenden Konzentrationsproblemen, die sich nicht erklären lassen – etwa mit Schlafmangel –, ist immer ein Arzt um Rat zu fragen. Erster Ansprechpartner sind die Hausärztin oder der Hausarzt.

Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.

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