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Neandertaler: Verhängnisvoller Kannibalismus

Vor rund 30 000 Jahren starben die Neandertaler aus. Möglicherweise raffte eine durch Kannibalismus übertragene Hirnkrankheit sie in relativ kurzer Zeit hinweg.

Indem sie das Fleisch ihrer eigenen Mitmenschen aßen, steckten sich die Neandertaler gegenseitig mit der so genannten Transmissible Spongiform Encephalopathy (TSE) an. Und über gemeinsam genutzte, verseuchte Steinwerkzeuge wurden die Krankheitserreger weiter verbreitet. So zumindest die These von Simon Underdown von der Oxford Brookes University.

Der britische Anthropologe beweist seine Theorie über den Vergleich mit einer modernen Jäger und Sammler Gesellschaft, die noch bis in die 50er Jahre rituellen Kannibalismus praktizierte. Bei einer durch TSE ausgelösten Epedemie starben in den 1960er Jahren über eintausend Menschen vom Stamm der Fore auf Papua Neuguinea.

Auf die unheilbare Krankheit wiesen kaum Symptome hin. Erst nach einer langen Inkubationszeit zeigten sich ihre tödlichen Folgen: Die Gehirne der Betroffenen degenerierten zu schwammartigen Massen.

Underdown stellte an Hand von Berichten über die Katastrophe bei den Fore eine mathematische Gleichung auf: Eine Gruppe von 15 000 Menschen wäre schon nach zweihundertfünfzig Jahren so gut wie ausgerottet. Die Neandertaler allerdings lebten in kleinen Gruppen von zwanzig bis dreißig Individuen in einem relativ weitläufigen Gebiet. Eine Epedemie hätte sich so nur schwer ausbreiten können. Wenn die einzelnen Gruppen jedoch nicht völlig isoliert von einander lebten, hätten sie sich gegenseitig anstecken können – und führten so nach Underdown ihren eigenen Untergang in relativ kurzer Zeit herbei.

Cindy Franke

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