Direkt zum Inhalt

Verhalten: Warum Vögel ihre Nester mit Schlangenhäuten ausstatten

Manche Höhlenbrüter setzen auf bizarres Nistmaterial: alte Schlangenhäute. Sie nutzen sie geschickt zu ihrem Vorteil.
Ein grauer Vogel mit heller Unterseite sitzt auf einem Ast und hält eine helle, leere Schlangenhaut im Schnabel. Der Hintergrund ist verschwommen grün mit einzelnen blauen Flecken des Himmels
Der Schnäppertyrann (Myiarchus crinitus) ist bekannt dafür, Schlangenhäute in sein Nest zu integrieren.

Vögel nutzen die unterschiedlichsten Materialien, um ihre Nester zu bauen. Neben erwartbaren Sachen wie Moos, Wolle oder Stroh integrieren sie auch ungewöhnliche Dinge wie Zigarettenkippen oder Schlangenhäute. Auf Letztere setzen offensichtlich bevorzugt Höhlenbrüter, zeigt eine Studie von Vanya Rohwer von der Cornell University und seinem Team. Und sie haben auch eine These für dieses Verhalten.

Rohwer und Co haben dazu zahlreiche Beobachtungsdaten zusammengetragen, die teilweise bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen und umfangreiche Informationen über bevorzugtes oder eher exotisches Nistmaterial umfassen. Dabei zeigte sich ein klarer Trend: Arten, die beispielsweise in Baumhöhlungen brüten, tragen signifikant häufiger abgelegte Schlangenhäute ins Nest ein als Spezies, die offene Nester etwa auf Zweigen oder im Gebüsch bauen. Das Verhalten wurde zudem ausschließlich bei Singvögeln nachgewiesen, aber beispielsweise nicht bei Eulen, Wat- oder Wasservögeln. Höhlenbrüter nutzten Schlangenhäute 6,5-mal häufiger im Nest als Vögel, die offen nisten.

Die Biologen vermuteten, dass die Schlangenhäute kleine Nesträuber oder Konkurrenten um die Höhlen abschrecken sollen: Mäuse beispielsweise nutzen diese Bereiche ebenfalls als Schlafplatz oder Kinderstube, während Eichhörnchen es auf Eier und Küken abgesehen haben. Um diese These zu überprüfen, testete die Arbeitsgruppe die Wirkung der Häute: Sie platzierten je zwei Wachteleier in Nistkästen und nicht mehr genutzten, offenen Nestern und statteten jeweils manche davon mit abgelegten Schlangenhäuten aus.

Generell wurden die offenen Nester häufiger von potenziellen behaarten und gefiederten Nesträubern aufgesucht, während bei den Nistkästen nur Kleinsäuger versuchten, an die Eier zu kommen. Gleichzeitig reduzierten die Schlangenhäute nur bei den Nistkästen die Gefahr, dass die Eier gefressen wurden: Nesträuber ließen diese überdurchschnittlich oft unangetastet, während das bei offenen Nestern keine Rolle spielte. Der Einbau in der Höhle sorgt also für einen echten evolutionären Vorteil.

Kleine Nesträuber müssen fürchten, von Schlangen gefressen zu werden. In dunklen, engen Höhlen ist dieses Risiko verglichen mit offenen Nestern erhöht, weil die Säugetiere schlechter sehen können, ob ein Reptil anwesend ist. Gleichzeitig sind die Fluchtmöglichkeiten durch den engen Eingang eingeschränkt und Schlangen könnten die Tiere in der Höhle überraschen. Im offenen Bereich sind diese Risiken dagegen eher überschaubar.

  • Quellen
The American Naturalist 10.1086/733208, 2025

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.